Tipps für die Berlin Art Week

Traditionell startet der Kunstherbst auf dem Blog mit der Berlin Art Week. Zum 11. Mal geht es in der Stadt an besondere Orte, die nur in diesen Tagen geöffnet werden. Dazu kommen zahllose Eröffnungen in den Museen und Galerien. Hier unsere Highlights für den Marathon voller Inspirationen.

written by Gastautorin Juliane Rohr 14. September 2022

Berlin Art Week, die 11.

Das Gefühl von Zeitreise lässt mich auf dieser Art Week nicht los: Besondere Räume die mit Kunst, Restaurants oder Clubs belebt wurden, machten Berlin nach dem Mauerfall aus. Diese Orte verschwinden inzwischen mehr und mehr. Jetzt, zur 11. Ausgabe der BERLIN ART WEEK, bespielt die Kunst eine ehemalige Eisfabrik, ein Ex-Straßenbahndepot, eine alte Eisengießerei, gleich zwei ausgediente Flughäfen, ein hübsch saniertes Gerichtsgebäude, das ehrwürdige Tieranatomische Theater und, und, und.

Tolle Neu- und Wieder-Entdeckungen sind in den kommenden Tagen garantiert Und wie immer gilt, manches ist wirklich nur bis zum kommenden Sonntag zu sehen, anderes etwas länger. Man muss sich beeilen, alles verschwindet. Die Highlights in den Museen und Galerien der Stadt bleiben noch ein paar Wochen oder Monate länger sichtbar.

1. Besondere Orte

Uferhallen – Berlin Art Week Treff

Die Räume für Kunst in Berlin schrumpfen und einer dieser gefährdeten Orte sind die Uferhallen. Auf dem großzügigen Gelände haben die Berliner Verkehrsbetriebe ursprünglich Straßenbahnen und Busse repariert. 2006 hat der Senat das BVG-Depot an einen Investor verkauft. In den Hallen sind viele Ateliers, die teilweise Wohnungen und Büros weichen sollen. Ein Wohnturm mit 13 Stockwerken ist geplant. Mieterhöhungen stehen an, die sich viele der freischaffenden Künstler:innen wohl nicht leisten werden können. Seither wird diskutiert, nach einem Kompromiss gesucht. Es geht um einen Kulturstandort und Baudenkmal zugleich und das was sich Investoren ausgedacht haben

Kurz: Es ist kompliziert.

Jetzt kommt die Berlin Art Week, die hier ihren Festivaltreffpunkt und den damit verbundenen BAW Garten aufschlägt. Rückt die Uferhallen damit noch mehr in den Mittelpunkt.

Es gibt eine Ausstellung zu sehen  namens „Kunst gegen rechts“ mit 25 aktuellen Arbeiten. Zudem sind viele der Ateliers geöffnet. Die open studios  bieten hier vielleicht ein letztes Mal die Chance auf tiefere Einblicke in die Kunst…

BAW Garten Festivaltreffpunkt, Uferhallenstraße 8, 13357 Berlin vom 14 .bis zum 18. 9. immer von 10. bis 22 Uhr. BAW Open Studios 14. und 15. 9. 17-20 Uhr. Die Ausstellung „Kunst gegen Rechts“ ist auch auf dem Gelände zu sehen.

Wilhelm Hallen

DO NOT MISS! Die luftigen Hallen sind zum dritten Mal dabei und es ist jedes Mal anders. Unter dem Motto Reinickendorf rules kann das Publikum durch die ehemalige Eisengiesserei schlendern und Kunst bestaunen. Teilweise ist das Gelände noch nicht renoviert, zeigt Spuren der Vergangenheit und der industriellen Nutzung. Die Wilhelm Hallen sind einer dieser großartigen „Arthubs“, in dem ich dieser unglaublichen Energie der 90er Jahre irgendwie nahe kommen kann. Hier arbeiten Galerien, Architekturbüros, Künstler:innen wie Johanna Dumet und Wolfgang Flad und andere Kreative.

Aufbruchstimmung pur. Wunderbar.

Jetzt stellen 15 Berliner Galerien gemeinsam aus. Das verstehen sie nicht als Kunstmesse, sondern als Kollektiv-Ausstellung. Es gibt einige größere Installationen, die cool in Szene gesetzt sind. Zudem werden kleine, spannende Arbeiten in einem schier unendlich langen Raum white-cubeartig präsentiert. Alles übrigens bestens mit QR-Codes ausgestattet, damit jeder im Kunstdschungel den Überblick behält. Faszinierend fand ich die Wandteppiche der israelischen Künstlerin Noa Eshkol, die in den 1970 bis 1990 aus Stoffresten entstanden sind. Abstrakt, poetisch – einfach schön.

Die Art Collection Telekom überrascht mich mit interessanten Kunstwerke aus ihrer Sammlung:  Schwerpunkt Osteuropa. Ein bisschen versteckt im zweiten Stock – einfach den Schildern zu „How to deal with the world‘ folgen. Ziemlich genau gegenüber der Galerie Mehdi Chouakri.

Der zeigt absurd einfache, wunderbar leichten Arbeiten von Hans-Peter Feldmann. Der Künstler, mehrfacher documenta-Teilnehmer, sammelt, arrangiert, stellt in Serie aus. Das 17 Meter lange Regal mit Pappboxen war auf der Venedig Biennale 2009 zu sehen. Dem Gedanken,  „das kann ich auch“, sollte man sich übrigens gar nicht erst hingeben. So einfach funktioniert Kunst nicht.

Kopenhagener Str. 60-72, 13407 Berlin, 14. und 15.9. von 15 bis 20 Uhr, 16.6. 13 bis 20 Uhr, 17.9. von 11 bis 20 Uhr und am 18.9. von 10 bis 20 Uhr.

Kühlhaus – Art´Us Collectors‘ Collective

Kollektive sind ja spätestens mit der documenta 15 ins Bewusstsein gedrungen und die Diskussionen, über Vor- und Nachteile sind on going. Bereits vor fünf Jahren haben sich vier Kunstsammlerinnen und Sammler zum Art‘ Us Collectors‘ Collective zusammengetan.

Sie kommen aus Berlin, Düsseldorf, München und Stuttgart, samneln sehr unterschiedlich, Fotografie, Malerei und konzeptuelle Kunst mit soziologisch, politischem und psychologischem Hintergrund. Ihr Hauptanliegen: Kunst aus ihren vielfältigen Sammlungen zu zeigen.

Kunst alleine ist nichts, Kunst muss gezeigt werden.

zitieren die vier den Bildhauer Anthony Gromley auf ihrer Webseite. Sie sind der Auffassung, dass Kunst diskutiert werden muss, und es kann nur diskutiert werden, wenn die Positionen auch aus dem Lager geholt werden. Und dann einem breiten Publikum gezeigt werden.

Jetzt teilen sie im Berliner Kühlhaus Kunst aus ihren Sammlungen. „Als wäre alles für immer. Von Prozessen und Zugehörigkeiten“ so der Titel der Schau. Schon während der Lockdown Phasen hat Kurator Harald F. Thiess sich in ihren virtuellen Lagern umgesehen und überlegt was passt.

Es wird eine sehr sinnliche Ausstellung,

hat mir ein Kollektivmitglied vorab verraten. Die Brüchigkeit des Lebens, unserer Zeit wird in skulpturalen und installativen Arbeiten gespiegelt. Bitte nicht verpassen!

Kühlhaus, Luckenwalderstraße 3, 15. September bis 1. Oktober, Mi-So 13 bis 19 Uhr. Eröffnung 15.9. 18 – 21 Uhr, Midissage – Walk & Talk mit dem Kurator und dem Kollektiv 17 bis 19 Uhr 

Amtsalon

Eine ziemlich kleine und ziemlich  feine „Kunstmesse“ mitten in der Stadt. Im ehemaligen Amtsgericht ist der Amtsalon zum dritten Mal zu Gast. Und wieder verteilen sich gute Galerien wie Crone, Friese, Jarmuschek, PSM oder Russi Klenner auf den Etagen des historischen Ortes und zeigen ausgewählte Kunstwerke. Der Besuch dort ist inspirierend.

Der Lampenhersteller Bocci, der die Räume über einige Jahre mit Ideen für Licht gefüllt hatte, ist übrigens in die Wilhelm Hallen abgewandert und plant dort Großes.

Kantstraße 79, 10627 Berlin geöffnet am 16.9. von 15 bis 20, am 17. und 18.9. von 12. bis 20 Uhr.

KW goes Tieranatomisches Theater – Rachel Rossin

Die Kunstwerke wechseln kurzfristig die Location und zeigen im Tieranatomischen Theater „The Maw Of“ in Kooperation mit dem New Yorker Whitney Museum. Nur vier Tage lang ist die digitale Auftragsarbeit der amerikanischen Künstlerin Rachel Rossin zu sehen. Ihr hochaktuelles wie kritisches Thema ist die Verschmelzung von Mensch und Technik.

Das denkmalgeschützte Gebäude befindet sich auf dem Gelände der Charité und ist das älteste noch erhaltene Lehrgebäude Berlins. Der frühklassizistische Bau wurde innerhalb eines Jahres gebaut. Architekt Carl Gotthard Langhans orientierte sich an antiken Amphitheatern. Der runde Hörsaal war gleichzeitig Obduktionssaal. Die anatomischen Sammlungen fließen architektonisch ineinander.

Wer noch mehr zu Rachel Rosin wissen will: Am 17.9. gibt es um 15 Uhr einen artist talk mit Rachel Rossin.

Ein unbedingtes Must-do.

Philippstraße 13, Campus Nord/ Haus 3

2. Bunker x drei

Telekommunikations-Bunker

Achtung, Liebhaber der Bunker-Architektur aufgepasst: In Kreuzberg versteckt sich die Feuerle Collection in einem ehemaligen TelekommunikationsBunker aus dem 2. Weltkrieg. Seit sechs Jahren werden dort Schätze der Sammlung Feuerle gezeigt. Zeitgenössisches mischt sich geheimnisvoll mit Asiatischem wie kaiserlichen Möbeln und China und südasiatischer Kunst.

Nun ist Edmund de Waal in dem historischen Gebäude zu Gast mit seinen wunderbar poetischen, hauchdünnen  Keramiken. Silk Room Exhibition. Edmund De Waal und dazu und sind einige noch nie gezeigte Stücke aus der Feuerle Collection zu sehen. Das steht ganz oben auf meiner to-Do-Liste.

Boros-Bunker

Auch der Boros-Bunker in der Reinhardstraße 20 hat seine Türen geöffnet. Am Sonntag kann ohne Anmeldung von 10 – 18 Uhr (Kosten € 18). In Ausstellung #4 wird nach dem Status quo des Körpers, des Ichs gefragt. Es geht um Identität, Geschlecht, Zugehörigkeit und Verletzlichkeit.

Luftschutzbunker 

Im ehemaligen Luftschutzbunker am Kaiserdamm 102 heißt es I GOT YOU COVERED. In dem unterirdischen, verwinkelten und zum Teil sehr engen Gewölbe sind Arbeiten von 35 Berliner Künstler:innen, zu sehen. Mit Installationen, Video- und Soundarbeiten, Malerei und Skulptur zeigen sie, welche Gedanken sie sich zum Thema von Schutz, Bedeckung oder Cover gemacht habent. Es gibt, was zu entdecken. Lohnenswert!

NUR am 13.-18. September geöffnet: Mi -Fr 16-20 Uhr Sa und So 12-16 Uhr

3. Private Sammlungen

Fluentum

Und wieder fluten Videoarbeiten das Fluentum.  Sammler Markus Hannebauer hat seinen Fokus auf zeitbasierte Medien, insbesondere Bewegtbilder. Und so wundert es nicht, dass dieses Mal das ehemalige Hauptgebäude der deutschen Luftwaffe zu einer Art Kino, umgewandelt wird. „Kino“ ist auch der Titel dieser Ausstellung. In mehr oder weniger bequemen Sitzen kann ich in Werke von Rosa Aiello und Dylan Aiello oder Marie Kahlberg unserer Krisen geschüttelten Zeit entschwinden.

Clayallee 174, 14195 Berlin. geöffnet am 14.9. von 17—21 Uhr, 15. – 18.9. jeweils von 11 bis 18 Uhr

Salon Dahlmann

Und noch eine private Sammlung, dieses Mal sogar zwei in einem. Faszinierend, denn die beiden Sammlungen sind ziemlich unterschiedlich, Timo Miettinen sammelt viel Malerei und Florian Peters-Messer konzeptuelle Kunst mit soziologisch und politischer Aussage. 2And I Trust You“ ist der Titel der gemeinsamen Schau.

Vertrauen als wichtiges Element

Unser aller Leben wird in der Kunst seziert, beleuchtet und sie zeigt wie fragil es ist. Es wird zwischenmenschlich und politisch. Dabei werden auch queer-feministische Positionen gezeigt. Ausserhalb der sogenannten gesellschaftlichen Normen spielen Fürsorge und Vertrauen eine größere Rolle.

Im gleichen Haus im Erdgeschoss zeigt die Galerie Robert Grunenberg Stills von Anna Virnich. Die Berliner Künstlerin fertigt textile Collagen, die unglaublich elastisch wirken und Erinnerungen wecken.

Und im Erdgeschoß kann man in das Werk der finnischen Künstlerin Kirsi Mikkola eintauchen.

Marburger Straße 3 , 10789 Berlin, während der Berlin Art Week von 12 – 18 Uhr.

4. Nicht verpassen

Warm up aus München – Max Goelitz

Munich goes Berlin! Die Münchner Galerie Max Goelitz in München kommt mit einem POP-UP nach Berlin. Und bezieht die alten Räume von Alexander Levy in der Rudi-Dutschke-Straße 26 im 1.Stock.  Zur Berlin Art Week entschlüsselt Niko Abramidis +NE Akronyme, die als kryptische Sprache von der Geschwindigkeit der globalen digitalen Kultur zeugen.

DYOR EH untersucht virtuelle Wirtschaftsmärkte und humanistische Wertesysteme. Zu Drinks und Do Your Own Research lädt Max Goelitz vom 14. und 16. 9. von 16 bis 22 Uhr und am 17. und 18. von 12 bis 22 Uhr. See you there!

Erdbeerkörbchen voller Kunst

Sie gehören im Sommer zum Berliner Stadtbild, die Erdebeerhütten des Brandenburger Erdebeerhofs Karls. Jetzt versüßen sie als Musée de la Fraise uns den September mit Kunst. 12 Künstler:innen zeigen ihre Werke in den Verkaushütten quer durch die Stadt verteilt (u.a. Zoologischer Garten, Akazien- und Brunnenstraße, Hackescher Markt, Jannowitzbrücke oder Nordbahnhof). Es wird sinnlich! Also aufpassen, wo die knallroten Beeren noch so rumstehen und einfach mal einschauen u.a. mit Laure Prouvost und Thea Djordjaze.

Beginn am 14. 9., dann sichtbar bis zum 25.9. Mehr Infos unter Musée de la Fraise.

Fahrbereitschaft

Ohren (und Augen) auf heißt es dieses Mal in der Fahrbereitschaft des Sammlers Axel Haubrok. Auf dem historischen Gelände der Abteilung Verkehr der ehemaligen DDR-Regierung liegt „Something in the Air New music at FAHRBEREITSCHAFT“. Liveperformances, Installationen und Konzerte finden auf dem gesamten Gelände statt. Mit dabei Ari Benjamin Meyers, Ayumi Paul und David Zink Yi. Der öffnet sein Atelier, macht aus seinem Keramikarbeiten, die er sonst dort brennt, eine Resonanzkörper für kubanische Musiker. Die Jazz-Kombo spürt dabei dem schier endlosen Stimmenrepertoire eines Singvogels nach.

Die Ausstellung „Sequenzen“ der Fotografin Angelika Platen ist großartig. Sie hat Künstler:innen fotografiert mit dabei: Lawrence Weiner, Klaus Rinke, Gerhard Richter, Dan Graham, Hanne Darboven und viele mehr. Achtung: Es gibt keine Beschriftung, aber das Erraten macht Freude.

Herzbergstr. 40–43 , 10365 Berlin, am 16.9. Performances von 16 bis 2 Uhr.

5. Flughafen x zwei

 Tegel

Das Who is Who der Berliner Kunstszene ist an diesem Ort, kurz TXL, dabei: John Bock, Heiner Franzen, Jay Gard, Lennart Grau, Alexander Iskin, Michelle Jezierski, Jonathan Meese, Olaf Nicolai, Michael Sailsdorfer. Jeder der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler durfte sich selbst in der ehemaligen Luftfrachthalle überlegen, wo er welches Werk zeigt.  Herrlich. Endlich mal wieder in Tegel sein, was für ein Gefühl. Ach, die Ausstellung heißt Räume III. Departure und die Kunst ist auch gut!

Adresse: Gut, Flughafen Tegel 1, 13405 Berlin Öffnungszeiten: 13..9. bis 15.9. von 16 bis 20 Uhr,  16. 9. und 17.9. von 16 – 22 Uhr  und am 18. 9. 12 – 20 Uhr

Tempelhof & die Positions

Bitte boarden heißt es wieder im alterhrwürdigen Flughafen in Tempelhof. Zum 9. Mal hebt die Positions ab und sie ist die einzige in Berlin verbliebende Messe für zeitgenössische Kunst. 88 Galerien aus 20 Ländern sind dabei und ergeben einen wunderbaren Mix. Hier findet jeder ein Kunstwerk, das ihm gefällt. Ausserdem sind  die Hallen mit ihrer Geschichte atmenden Atmosphäre  immer einen Besuch wert.

Flughafen Tempelhof, Hangar 5-6, Tempelhofer Damm 4512101 Berlin Öffnungszeiten bitte hier

6. Die Museen

Mona Hatoum an drei Orten

In ihren Installationen geht es um Körper und wie der Mensch unter staatlicher Kontrolle und Gewalt leidet. Exil und Migration sind die Themen der palästinensischen Künstlerin, die in den USA und England längst ein Star ist. Ihre Installation Remains of the Day in der Mailänder Fondazione Prada hat mich tief berührt. Ihr geht es nicht nur darum, mit dem Werk den Intellekt anzusprechen.

„Ich wollte, dass es eine umfassende Erfahrung ist, die den Körper, die Sinne, den Geist, die Gefühle, alles einbezieht.“

Mona Hatoum wird politisch ohne Partei zu ergreifen. Ihre reduzierten Arbeiten sind frei von Pathos.

Um so mehr freue ich mich, dass sie ab der Art Week in gleich drei Berliner Institutionen zu sehen sein wird: Im Georg Kolbe Museum wird auch die Arbeit Remains oft he day zusehen sein. Der Neue Berliner Kunstverein ist ebenfalls dabei und im Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst wird Mona Hatoum im Kesselhaus entsteht eine Skulptur, in der unsere fragile Existenz, die Brüche, Umwälzungen und Erneuerungsversuche sichtbar werden.

Palais Populaire

Das Museum wird zu einem futuristischen Forschungslabor: Lu Yang gehört zu einer jungen von Science-Fiction, Manga-, Gaming- und Technokultur inspirierten Kunstszene in China. Lu Yang ist in diesem Jahr Deutsche Bank „artist of the year“ und in die Ausstellung DOKU Experience Center bin ich in einer fast aseptisch, klinischen Atmosphäre dem genderneutralen Avatar Yangs begegnet. In Mind Matrix wirbeln Avatare durch Kathedralen, Tiefgaragen oder Raumstationen. Das alles hat was von Metaverse und macht verblüffender Weise gute Laune

Ein Cyborg bzw. sechs verschiedene verschiedene Avatare sind mir schon im Arsenal auf der aktuellen Venedig Biennale begegnet. Hier ist das Eintauchen in den Kosmos Lu Yangs um ein vielfaches leichter. Vielleicht liegt das an der besseren Präsentation, da nicht auf drei Monitore gesplittet. Es geht um eine hypermoderne, urbane Welt in der der Mensch die Möglichkeit hat zu lernen, sein Selbst und sein zerstörerische Verhalten zu überwunden.

Unter den Linden 5, 10117 Berlin, bis zum 13. Februar, Täglich außer Dienstag 11 – 18 Uhr, Donnerstags bis 21 Uhr.

Haus am Waldsee

Frischer Wind weht durch das Haus am Waldsee. Anna Gritz ist seit Mai Direktorin am Haus und ihre erste kuriarte Schau ist erfrischend anders. Leila Hekmat hat das Museum in ein religiöses Sanatorium  für Frauen umgewandelt. Female Remedy ist ein Ort für eine Krankheit, die keiner Heilung bedarf. Die unheilbare Erfahrung des Weiblichen wird an diesem imaginären Ort grandios gefeiert. Kuriose, spöttische Extravaganzen erwarten mich im Untersuchungsraum, dem Schlafsaal, der Kapelle und sogar im Klo.

Hekmat stammt aus Los Angeles lebt und arbeitet in Berlin. Sie entwickelt in der Commedia dell’Arte Tradition ihre grotesken Performances, schafft dafür ihre phanatsievollen Kostüme. Ihre Inspirationsquellen sind Fran Lebowitz, Andy Warhol, Giorgio de Chirico, jüdische stand-up Comedy oder Goldie Hawn. In den vom Band kommenden Liedtexten geht es gegen die engstirnige Auffassung von Gender. Voller Satire und Selbstironie und surreales Erfahren inklusive. Ein wilder Rausch, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Argentinische Allee 30, 14163 Berlin, Eröffnung am 15.9. ab 19.30 Uhr. Laufzeit bis zum 8. Januar 2023.

7. Die Galerien

Die Galerien – Nicht vergessen!

53 Galerien quer durch die Stadt haben am 15.- 18. September von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Das Programm kann sich sehen lassen. Der Ed Atkins und seine computergenerierten Figuren bevölkern gleich zwei Orte, nämliche Eden, Eden in der Bülowstraße 74 und bei Isabella Bortolozzi, Schöneberger Ufer 61. Weiter in den Mercator Höfen (Potsdamerstraße 77-87) zu Esther Schipper, Max Hetzler, Jürg Judin und all den anderen. Sie liegen alle so dicht beieinander.

Am besten für den Freitag Abend einplanen,

da haben alle Galerien von 18 bis 21 Uhr geöffnet.

Bei Thomas Schulte in der Charlottenstraße 24 wartet Kiki Smith mit Red Standing Moon. Konrad Fischer, Neue Grünstraße 12, zeigt Giovanni Anselmo, ein Bildhauer und Objektkünstler, der sehr eindrücklich arte povera vertritt.

Den Crypto Kiosk (Rosa Luxemburg Strasse 33) bespielt Sarah Friend. Die Künstlerin hat sich auf Blockchain und p2p web spezialisiert. Bei Barbara Thumm, Markgrafenstraße 68, sind „People in Conditions“ von Carrie Mae Weems zu sehen. Nebenan bei carlier| gebauer, Markgrafenstraße 67, sind neben einer Gruppenausstellung mit dem vielversprechenden Titel We belong to each other / an exhibition of joy noch mehr arbeiten des spanischen Künstler Luis Gordillo zu entdecken.

Luis Gordillo bei carlier I gebauer

In der Fasananstraße lohnt sich 68projects tauche ich in Ivana de Vivanco phantasievollen und geschichtsreichen Tempel of Inversion. Das Auktionshaus Grisebach zeigt Fotografien von Ruth Walz, die für brillante Theaterfotografien bekannt ist.

Ich freue mich auf Hannah Sophie Dunkelberg und ihre neues Arbeiten „Müde Pferde“ bei Efremidis am Ernst-Reuter-Platz 2. Bei Max Hetzler in der Goethestraße 2/3 den großartigen Maler Werner Büttner anschauen. Unbedingt auch zu Wentrup in der Knesebackstraße gehen, dort warten  Malereien von Jan-Ole Schiemann und Karl Haendel zeigt betende Hände aus Berlin. Es wird spannend.

8. Zu guter Letzt – Berlin Biennale

Wer es noch nicht zu der von  Kader Attir kuratierten Schau geschafft hat: bis zum 18.9. ist noch Zeit. Es lohnt sehr im Hamburger Bahnhof, den Kunstwerken und der Akademie der Künste am Hanseatenweg in „Still Present!“ einzutauchen. Für den aus Algier stammenden in Paris lebenden Künstler ist die Vergangenheit präsent. Es geht um die Narben die Kolonialismus und Faschismus hinterlassen haben. An den Menschen ebenso wie in der Natur.

Kader Attir will das Verdrängte sichtbar machen.

Dabei weiß er sehr wohl, dass diese Biennale viellicht nicht die Welt verändern kann, aber „das Denken der Menschen kann durch das Gesehene das Denken der Menschen langsam verändern“, hofft er. Viele Installationen beschäftigen sich mit Flucht und Tod, aber eben auch Leben und Freiheit. Die Welt wird gezeigt wie sie ist, aber manche Positionen zeigen auch Strategien, wie wir sie ändern können. Eine sehr bewegende Kunstschau, sehr dicht und wirklich empfehlenswert.

Nur noch bis zum 18. September! In den Infos verlinkt

INFOS

Alles Informationen zur Berlin Art Week

Alles zum Berlin Biennale Endspurt bitte hier entlang

Wer noch zur documenta 15 reisen möchte hier geht#s zum Blogpost. Da findet sich auch die 27. Rohkunstbau in Schloss Altdöbern, ein Katzensprung von Berlin entfernt.

Keine Lust auf Kunst-Trubel in Berlin? Venedig ist auch jetzt schön und die 59. Biennale „The Milk of Dreams“ ist sehenswert und unsere Top 10 machen Lust auf mehr.

Zu den Collateral Events jenseits der Biennale geht es bitte hier.

Und nicht vergessen: Auch wenn die Berlin Art Week Punkte schon wieder verschwunden sind: Vieles ist noch länger zusehen!

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