Auf in den Kunstherbst – 1. Teil

Im September startet die Kunst mit jeder Menge tollen Zutaten durch – sozusagen gegen den Sommerblues. Auf nach Düsseldorf, Köln und München. Im 2. Teil unserer Herbst-Highlights gibt es dann alles zur Berlin Art Week.

written by Gastautorin Juliane Rohr 1. September 2023

DC OPEN 

Die Fakten: Zum 15. Mal laden Düsseldorfer und Kölner Galerien vom 1. Bis 3. September zu den DC Open. An diesem Wochenende fällt für 56 Galerien der Startschuss für den Kunstherbst. Bitte die Sandalen gegen Sneaker eintauschen.

Die meisten Ausstellungshighlights sind bis in den Oktober hinein zu sehen. 31 Galerien aus Köln sind dabei, 25 aus Düsseldorf. Dazu sind 13 Projekträume, etliche Museen und Institutionen dabei. Zum genauen Programm geht es hier.

Viel zu entdecken in Düsseldorf & Köln

Klassiker wie Zero-Künstler Heinz Mack bringen Farbe und Licht, graphisches gibt es von Pierre Soulages und von der Künstlerin Lutz Bacher ist die Fotoserie „Bien Hoa“ zu sehen.

„Mutti raucht wieder“ heißt die Einzelausstellung der 1984 geborenen Künstlerin Anna Virnich. Sie baut Nervenkostüme, so nennt sie ihre neuen abstrakten Arbeiten aus Stoff- und Nyloncollagen. Sie sind ganz wunderbar! Klangkünstlerin Susan Philipsz nimmt Bezug auf Arbeiten, die sie 2012 auf der 13. documenta zum Klingen brachte. Für mich ist sie eine Meisterin der Töne, die den Kopf berauschen.

Arbeiten von Anna Virnich wurde auch in Berlin zur Art Week 2022 in der Galerie Robert Grunenberg gezeigt.

Museales in den Galerien

„250 Jahre Kunstakademie Düsseldorf“ heißt die Schau in der Galerie Ute Parduhn. Sie versammelt lauter Schwergewichte und zeigt Werke von Bernd & Hilla Becher, Joseph Beuys, Andreas Gursky, Marcel Odenbach, Gerhard Richter, Thomas Ruff, Fritz Schwegler sowie Gregor Schneider.

Die Düsseldorfer Akademie gehört zu den ältesten in Deutschland. Der Fokus dieser Galerie-Ausstellung liegt auf Papierarbeiten. Das ist museal und sehenswert, wie so vieles was jetzt in den beiden Kunststädten am Rhein gezeigt wird.

Conny Maier – Langen Foundation

Auf die skurrilen Bildwelten von Conny Maier in der Langen Foundation freue ich mich besonders. Zuletzt habe ich Werke der in Berlin und Portugal lebenden Künstlerin im Berliner Palais Populaire gesehen. Und war ganz verzaubert. Ihre Figurinen staksen mit riesigen aufgerissenen Porno-Mündern und seltsam kleinen Füssen durch die Szenerien. Irgendwie scheinen sie für die Leinwand zu groß zu sein. Oder ist die Leinwand zu klein?

Egal. Ihre Bilder sind verführerisch bunt, der Pinselstrich schwungvoll. Dabei geht es ihr um Fragen der Maßlosigkeit unseres Jahrhunderts und das Ende des Holozäns. Alles oszilliert zwischen Komik- und Horrorshow. Die jetzt von Udo Kittelmann kuratierte Schau „Beautiful Desasters“ werde ich mir spätestens im November bei meinem Besuch auf der Messe Art Cologne anschauen. Große Vorfreude.

onny Maier hat mich schon im Berliner Palais Populäre begeistert. Die Künstlerin wurde hier mit einer Ausstellung als „Artist of the Year“ der Deutschen Bank geehrt.

Videospiele & Kunst in der Julia Stoschek Foundation

Sie läuft und läuft und läuft: Die Ausstellung „Worldbuilding“ in der Julia Stoschek Foundation. Der Untertitel der seit Juni vergangenen Jahres laufenden Schau lautet „Videospiele und Kunst im Digitalen Zeitalter“. Letztlich geht es  um die Beziehung von Videospielen und zeitbasierter Kunst.

Warum aber hat die Ausstellung diese ungewöhnlich lange Laufzeit? Ganz einfach: Viele Videospiele werden in einer Version veröffentlicht, aber im Laufe der Zeit verändern sie sich. Auch „Worldbuilding“ hat sich durch Feedback, Atelierbesuche und intensiver Recherche ständig erneuert. Jetzt wird zum dritten Mal (und letzten Mal) erweitert unter anderem mit Werken von Neil Beloufa oder Debbie Ding. Nicht verpassen!

Manchmal muss man sich für das vollkommene Kunsterlebnis hinlegen.

VARIOUS OTHERS 

Zum fünften Mal geht der Münchner Galerienevent Various Others an den Start. Am 7. September wird das mit einem Wochenende voller Kunstevents gefeiert. Und das Beste: Danach geht es bis zum 24. September mit einem abwechslungsreichen Programm weiter. Alles dazu bitte hier entlang.

Gemeinsam mit anderen Kunstenthusiasten kann man an Spaziergängen teilnehmen oder einen Campari-Aperitivo inklusive Bretzeln und Altbier genießen. Hä, mit bitte was?! Na klar, wir sind in Bayern – warum also nicht?

Biennale-Kunst in München

Auch in München sind die Museen bei dem Saisonstart der Galerien dabei. Es gibt Buchvorstellungen, Atelierbesuche und spannende Kunsttalks. Zum Beispiel mit oder über Natascha Sadr Haghighian, deren Ausstellung aktuell im Lenbachhaus zu sehen ist. Die Künstlerin fiel uns 2019 auf der Biennale in Venedig auf. Als „Künstlerin mit dem Stein über dem Kopf“ und unter anderem Namen bespielte sie damals den Deutschen Pavillon.

In „Now that I can hear you my eyes hurt (Tumult)“ sind einige der Biennale-Arbeiten zu sehen. Im regnerischen, bayerischen Sommer habe ich sie mir angesehen und vor allem angehört. Trillerpfeifen, die wie Vogelgezwitscher klingen, oder Gesprächsfetzen aus Krisengebieten dieser Welt hallen nach.

Frischer Wind

Die Idee hinter dem Kunstmarathon: Münchner Galerien laden befreundete internationale Galerien zu sich ein. Gemeinsam bringt man frische Kunst in die bayerische Hauptstadt.

Der Galerist Max Goelitz lädt nicht nur einen Kollegen aus Brüssel  ein, sondern zudem den Künstler Jeremy Shaw. Das Ergebnis ist eine Gruppenausstellung zum Thema „failed transcendence„. Der Titel bezieht sich auf den Schriftsteller Tom McCarthy. Der britische Autor beschäftigt sich in denen Büchern mit dem Begriff des Scheiterns und die Infragestellung traditioneller Vorstellungen von Authentizität.  Ich bin gespannt!

Objekt von Nicolás Lamas (Foto: Dirk Tacke)

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