Kochen ist Kunst und wenn eine Künstlerin kocht, dann erst recht – der Küchenhocker zu Gast bei der Künstlerin Nargis Rakhmanova!

Ein Menü in Rot aus ihrer Heimat Kasachstan mit der „power of colour“, die auch in Ihren Bildern steckt: Seledka pod schuboi, Borschtsch, Scharlotka und natürlich Wodka.

written by Natali Borsi 6. Januar 2015

Zu Gast bei der Künstlerin Nargis Rakhmanowa

Meine Freundin Nargis Rakhmanova ist nicht groß, sie misst ungefähr 1,60 cm. Aber dafür sind es ihre Bilder – in Format und Aussagekraft. Kleine Frauen stecken oft voller Power! Nargis nutzt ihre Power für ihre Kunst und manchmal auch in der Küche. Für mich, ihre Freunde und meinen Küchenhocker hat sie ein köstliches russisches Menü gekocht. Die Farbe Rot durfte dabei die Hauptrolle spielen. Russisch und Rot – klar, oder doch nicht? Erst beim Schreiben dieses Posts wurde mir klar, dass wir überhaupt nicht an die Farbe Rot im Sinne von Hammer und Sichel-Kommunismus gedacht haben – es hat sich einfach so ergeben. Ich hatte mir von Nargis ein russisches Menü mit Borschtsch gewünscht – mehr nicht. Warum russisch? Ganz einfach! Nargis Rakhmanova stammt aus Almaty der mit 1,5 Millionen Einwohnern größten Stadt Kasachstans. Sie spricht mit ihren Kindern Russisch, mit ihrem Mann Englisch und weil sie in Berlin lebt manchmal ein bisschen Deutsch, aber nur wenn es unbedingt sein muss. Sie bezeichnet sich nicht als Russin, sondern als eine Mischung aus Kasachin, Russin und Azerbaijanerin:

„Meine Mama ist halb Kasachin – halb Russin (Grossmutter aus Moscow, Grossvater aus Kasachstan), mein Papa ist aus Baku, Azerbaijan (by the way, I can cook Azeri food as well and can do it next time :))))) very tasty). So, we speak Russian in our family, I went to Russian school and I read books in Russian language…..it is my mother tongue and if thoughts had to have a language I would say I used to think in Russian, nowadays it is in Russian and English together….:)“

Nargis_Rakhmanova_Kochenkunstundketchup

Und warum nun Rot?

Erstens weil Borschtsch rot ist und zweitens weil Nargis und ich an einem Konzept arbeiten, das Kochen und Kunst und hier insbesondere das Kochen mit Farben zum Thema hat. Unser Rotes Menü:

Nargis_Rakhmonova_Menü in Rot

Vorspeise: Селедка под шубой – Seledka pod schuboi

Ein „Winter Pie“ wie Nargis sagt, aus gekochtem Gemüse mit Mayonnaise, Fisch und Ei. Übersetzt heißt dieses Gericht „Hering unter dem Pelzmantel“ 😉 Dieses farbenfrohe dunkelrot-orange leuchtende Gericht darf bei keinem festlichen Anlass in Russland fehlen. Es wird an Neujahr und jeder anderen festlichen Angelegenheit gereicht und falls der Anlass einmal fehlt, dann wird er einfach erschaffen. Ganz nach der Devise, irgendetwas zu Feiern gibt es immer! Ich finde das eine sehr nachahmenswerte Einstellung! Nargis hatte an diesem Abend Lachs anstelle des Hering benutzt – sie mag es so lieber.

Nargis Rakhmanova Seledka pod schubo

Hauptgang: BORSCHTSCH  – борщ

Borschtsch hatte ich mir gewünscht. Ich kenne mich nicht gut in der russischen Küche aus und russisch gekocht wurde in meinem schwäbischen Elternhaus – bis auf diese typisch russische Suppe mit der ich wohlige Kindheitserinnerungen und eine schöne Farbigkeit verbinde – nicht.

Nargis_Rakhmanova_Borscht

Da Borschtsch allerdings nicht unbedingt als eigenständige Mahlzeit, sondern oft als Vorsuppe oder Zwischengericht zum Mittag- oder Abendessen gereicht wird, fragte Nargis Mann besorgt:  „Sorry, but what is the main dish tonight?“ Kurz war Nargis ängstlich, dass nicht alle satt würden, aber es gab viel Wodka mit sauren Gurken und Brot zum Borschtsch und am Ende haben sich alle ihre runden Bäuche gerieben 😉 Zwei russische Besonderheiten haben wir ausserdem gelernt:

  1. Es wird erst Wodka getrunken und dann in eine saure Gurke gebissen. Diese Praktik erinnert an Salz und Tequila trinken. Ich hätte lieber in eine Cornichon gebissen, aber diese gibt es in Russland nicht. Saure Gurken und Wodka hingegen dürfen auf dem Tisch nie fehlen.
  2. Zum Borschtsch wird immer Brot serviert. Dieses wird erst gesalzen und dann mit einer Knoblauchzehe eingerieben – sehr lecker zum würzigen, leicht süßen Borschtsch.

Wer nach dem Borscht noch einen kleinen Hunger verspürte, der hatte Glück! Denn zum Nachtisch gab es zwei Kuchen, einen russischen und einen kalifornische.

Nargis_Rakhmanova_Kuchen

Nachspeisen: Scharlotka (шарлотка) und Walnuss-Orangen Tarte mit Feigen nach John Ash

Die Scharlotka (ein typischer russischer Apfelkuchen)  gibt es bei Nargis mehrmals die Woche – ihre Kinder können bereits den Teig zubereiten und naschen dabei schon gerne mal die Hälfte. Den zweiten Kuchen hatte ich mir zum Nachtisch gewünscht. Eine Tarte aus Walnüssen, die ich schon öfter bei Nargis essen durfte.

(Jetzt im Nachhinein muss ich darüber schmunzeln, dass wir einen typisch russischen Kuchen und einen Kuchen nach einem Rezept eines sehr berühmten Amerikaners gegessen haben. Wir hätten Putin und Obama einfach einladen sollen, vielleicht wäre dann die Ukraine-Krise keine Krise mehr. Denn auch darüber wurde natürlich an diesem Abend gesprochen.)

Bei allen bisherigen Einladungen war Nargis Mann Andreas für das Kochen, insbesondere der „Main Dishes“ ;-), zuständig. Den Nachtisch hingegen hat immer schon Nargis zubereitet. Das Rezept zu diesem Kuchen stammt aus einem Kochbuch, das Andreas auf der Strasse in New York gefunden hat. Die Gastgeber kennen sich aus New York, haben dort viele Jahre gelebt und gearbeitet und vermissen NY noch immer. In NY stellen die Menschen die Dinge, die sie nicht mehr benötigen auf die Strasse. In der Regel stehen diese dort nicht lange, weil es immer jemanden gibt, der genau dies gerade braucht. Eines Tages, Andreas war ohnedies auf der Suche nach einem neuen Kochbuch, hat er dieses wundervolle Kochbuch gefunden. Ein Kochbuch ganz ohne Bilder, dick und schwer und wie ich es liebe – voll mit kulinarischen Schätzen. Der Autor, John Ash, ist hier sicher nicht jedem bekannt, aber in den USA dafür umso bekannter als „Father of Wine Country Cuisine“ und „Seafood Educator of the Year“ und und und…. John Ash hat eine Radio Show, eine Fernseh Show und einen wunderbaren Blog.  Er hat 1980 in Kalifornien sein erstes Restaurant eröffnet. Seiner Philosophie, nur mit Zutaten die „ethically grown, created locally and in season“ zu Kochen und seiner Überzeugung, dass Wein immer ein essentieller Part in einem Menü ist, ist er bis heute treu geblieben.

Nargis_Rakhmanova_Walnuss-Tarte_John_Ash

Auch wir haben viel getrunken – Wodka und hervorragenden Wein. Immer abwechselnd und mit grossem Vergnügen, denn Nargis hat uns in die sehr schöne russische Sitte eingeführt, Tischreden zu halten. Diese dürfen bei einem russischen Essen nie fehlen und dürfen auch gerne mal 20 Minuten und länger gehalten werden. Und nach jeder Rede müssen die vollen Wodka-Gläser komplett geleert sein. Jeder darf sprechen, worüber er mag und ausser den Gastgebern hat sich an diesem Abend immerhin ein Gast (der Russland gut kennt) getraut. Wir anderen hätten doch noch etwas mehr Wodka gebraucht … next time!

Wer jetzt Lust bekommen hat, mit seinen Freunden einen russischen Abend zu verbringen, gehe Wodka kaufen, Borschtsch kochen und den Youtube Channel einstellen. Youtube? Wir haben einen Großteil des Abends die wundervolle Anna Netrebkov gehört … und gesehen….. denn heutzutage steht der Computer in der Wohn-Küche! Warum? Damit man immer schnell die News von „Kochen, Kunst und Ketchup“ lesen und Anna Netrebkov beim Kochen zusehen kann. Göttlich, wie sie ihre Schuhe wegwirft und anfängt zu tanzen.

Nargis_Rakhmanova

Liebe Nargis, lieber Andreas, liebe Mitgäste – danke für diesen wunderschönen köstlichen Abend, an dem einfach alles stimmte – das Essen, der Wein, die Menschen und die schöne KUNST! Über die natürlich auch gesprochen wurde. Zu sehr fortgeschrittener Stunde hat Nargis uns in ihr Bild „Tree of live“ eingeführt – ich kann das hier leider nicht wiederholen.

Nargis_Rakhmanova_Tree-of-live

 

Wer mehr über Nargis und ihre Kunst erfahren möchte, der ist herzlich eingeladen, sich auf ihre Seite weiter zu klicken:

www.nargisrakhmanova.de

Nargis_Rakhmanova_Natali_Borsi

Und hier die Rezepte, für alle die jetzt Lust auf einen russischen Abend mit Freunden bekommen haben:

Vorspeise: Селедка под шубой – Seledka pod schuboi

Nargis_Rakhmanova_Seledka

Seledka pod schuboi - russische Vorspeise

Nutrition facts: 200 calories 20 grams fat

Ingredients

  • Kartoffeln, ca. 10 mittelgrosse
  • Möhren, ca. 5 mittelgrosse
  • Rote Bete, ca. 2 mittelgrosse Knollen
  • geräucherter Lachs oder Hering, ca. 150 g
  • Mayonnaise, 1 Glas ca. 125 ml
  • Ei, 1-2

Instructions

Das Gemüse und das Ei kochen. Möhren und Pellkartoffeln zusammen - die Rote Bete extra, da ansonsten alles rot gefärbt wird.

Den Lachs (oder Hering) auf einer Platte anrichten. Das gekochte Gemüse darüber wie folgt schichten:

  • Erste Schicht Kartoffeln - diese dann dünn mit guter Mayonnaise bestreichen und etwas salzen
  • Zweite Schicht Möhren - ebenfalls mit dünner Mayonnaise bestreichen
  • Dritte Schicht Rote Bete und als
  • Vierte Schicht das Ei darüber reiben.

Dazu wird Brot, das mit frischen Knoblauch eingerieben wird, sowie saure Gurken und natürlich ein Glas Wodka  serviert!

Hauptgang: BORSCHTSCH  – борщ

Nargis_Rakhmanova_Borschtsch

Borschtsch - eine russische Suppe

Serves: 6 Prep Time: Cooking Time:
Nutrition facts: 200 calories 20 grams fat

Ingredients

  • Rindfleisch, 1 Kilo
  • Suppengemüse, 1 Bund
  • Lorbeerblätter, 2-3
  • Kartoffeln, 1 Kilo
  • Rote Bete, 3 Knollen
  • Zwiebeln
  • Möhren, 4 grosse
  • Weiskohl, 1 mittelgross
  • Knoblauch, nach Geschmack
  • Salz / Pfeffer / Gemüsebrühwürfel, nach Geschmack
  • Dill, Petersilie, Koriander, je ein Bund frisch
  • Saure Sahne, 2 Becher
  • Wodka, zum abschmecken oder dazu trinken!

Instructions

Es gibt viele Borschtsch -Rezepte habe ich mir sagen lassen.

In Russland wird sogar jedes Jahr das beste Rezept gekürt. Aus diesem Grund sollte dieses Rezept nur als grober Orientierungsrahmen dienen, was auf jeden Fall in die Suppe muss. Dabei kann man auch auf das Fleisch verzichten und Borschtsch aus einer guten Gemüsebrühe zubereiten - was die Russen dazu sagen würden, weiß ich allerdings nicht - wahrscheinlich nicht mehr Borschtsch;-)

Vegetarische Variante: Eine gute Gemüsebrühe zubereiten mit viel Suppengemüse und dann wie unten beschrieben das Borschtsch-Gemüse dazugeben!

Klassische Variante mit Rindfleisch: 

Das Rindfleisch (wer mag mit Markknochen - ich nehme meistens keine), das Suppengemüse und die Lorbeerblätter  in einem grossen Topf mit ca. 1,5-2 Liter Wasser (ich gebe 2 Gemüsebrühwürfel immer dazu) zum Kochen bringen.

Ich würde ein Stück Tafelspitz nehmen. Ich finde das ergibt eine schöne Brühe mit magerem Fleisch für jene, die gerne klein geschnittenes Fleisch in der Suppe mögen.

Während der Tafelspitz kocht, (hier geht es zu meinem Rezept für  Tafelspitz),

  • den Weisskohl in sehr dünne Streifen schneiden und für 2-3 Minuten blanchieren,
  • die Kartoffeln schälen und in Stücke schneiden,
  • die Möhren schälen und grob reiben,
  • die rohe Rote Bete schälen und ebenfalls grob raspeln,
  • die Zwiebeln schälen - nicht schneiden,
  • zwei Knoblauchzehen schälen.

Das gesamte Gemüse für mindestens 40 Minuten vor Ende der Garzeit des Tafelspitz zu der Brühe geben und bei sehr schwacher Hitze sieden lassen. Der Tafelspitz sollte ca. 2 Stunden bei schwacher Hitze langsam garziehen, insofern nach ca. 1,5 Stunden das Borschtsch Gemüse dazugeben. Das Suppengemüse vorher entfernen!

  •  Am Ende der Garzeit die Zwiebeln und das Fleisch herausnehmen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Zwiebeln wegschmeissen. (So macht es zumindest Nargis - ich liebe Zwiebeln und als nicht Russin, würde ich die Zwiebel kleinschneiden und genau wie die Möhren und Rote Bete geraspelt in der Suppe lassen ;-))
  • Das Fleisch in kleine Streifen schneiden und entweder separat oder in der Suppe servieren.
  • Die Kräuter waschen und klein schneiden.

Diese Suppe schmeckt - wie fast alle Eintopfgerichte - besonders gut, wenn sie einmal abgekühlt ist, einige Stunden ziehen kann und erst dann heiß mit einem grossen Klecks saurer Sahne und viel frischen Kräutern serviert wird.

Dazu gibt es natürlich ein Wodka und wer mag, kann die Suppe auch mit etwas Wodka abschmecken. Sehr gut dazu schmeckt frisches Brot mit darauf geriebenem frischen Knoblauch.

 

Nargis hat uns zum Kuchen wunderbar riechenden schwarzen Tee, eine russische Mischung Kusmi-Tea, angeboten. Ich habe dankend abgelehnt, denn wenn ich abends schwarzen Tee trinke, stehe ich noch nachts im Bett. Nargis sagt sie habe schon – wie alle Russen – im Alter von vier Jahren tags und nachts schwarzen Tee getrunken und kann immer schlafen. Auch dass ihre russische Grossmutter sie als Kind häufig mitten in der Nacht geweckt hat, um eines ihrer gekochten Gerichte (sie kochte gerne auch mal nachts) auszuprobieren, hat Nargis und ihren Schlaf nicht gestört. Beneidenswert! So hat sie schon sehr jung und spielerisch von ihrer Grossmutter das Kochen gelernt.

Nargis_Rakhmanova_Kusmi-Tea

1. Nachspeise:  Scharlotka (шарлотка)

Nargis hatte ihre Scharlotka an diesem Abend aus Äpfeln und Pflaumen gemacht, aber mir anschließend geschrieben:

„…. but the in real russian sharlotka people use only apples and since I never follow any recipe 100%, I used apples and plums.  It is even tastier with berries and figs, but we had figs in the walnut cake, which I have also changed, by the way…by using Gluten free flour (Mehl) and using Cointreau.“

Nargis_Rakhmanova_Charlottka

Charlotka - russischer Apfelkuchen

Nutrition facts: 200 calories 20 grams fat

Ingredients

  • Eier
  • Mehl (glutenfrei wer mag), 250 ml
  • Zucker, 250 ml
  • Backpulver, 1 TL
  • Belag Obst je nach Saison z.B.:, separator
  • Äpfel, 5 grosse geschält und geschnitten
  • Zitrone, Saft über geschnittene Äpfel geben

Instructions

Das Obst - z.B. Äpfel - vorbereiten. Äpfel schälen und schneiden und Zitronensaft darüber geben. In eine gefetteten Kuchenform geben. Jetzt den Teig zubereiten:

  • Die Eier mit dem Zucker schaumig schlagen - dabei zunächst die Eier schlagen und den Zucker langsam einriegeln lassen bis der Teig Blasen schlägt.
  • Backpulver und Mehl ebenfalls langsam dazugeben und solange mimt dem Rührbesen schlagen bis ein flüssiger glatter  Teig entsteht.

Den Teig über das Obst geben und bei Ober/Unter Hitze je nach Backofen ca. 30-40 Minuten bei 180 Grad backen.

 

 2. Nachspeise:  Walnut-Orange-Tart nach John Ash

Nargis_Rakhmanova_Walnuss-Tarte

Das Rezept dazu findet ihr hier:

Birnen-Feigen Tarte mit Mandeln und Walnüssen

Glutenfrei – ein Nachtrag:

Nargis und ihre Familie ernähren sich glutenfrei. Dieser Abend war auch vollkommen glutenfrei. Für die Kuchen hat Nargis eine glutenfreie Mehlmischung verwendet und das Brot war glutenfrei im KaDeWe gekauft. Wir (mein Mann und ich) haben kürzlich sechs Wochen vollkommen auf Weizenprodukte verzichtet und dabei festgestellt, dass es tolle Alternativen gibt. Maismehl, Kastanienmehl und vieles mehr. Wir haben keine Unverträglichkeit, aber ersetzen seitdem immer wieder gerne Weizenprodukte.

 

 

 

 

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