Eichbauer + Witzigmann + Winkler + Haas + Siebeck = Tantris! …?

Die Geschichte des legendären Restaurants Tantris in München als Buch – ein spannendes Buch – ein Kultbuch…. Neugierig?

written by Natali Borsi 6. November 2014

Ich sage nur ein Wort: TANTRIS

Seit einigen Wochen liegt ein grosses schweres rotes Buch auf meinem Nachttisch. Sein Name ist schlicht: TANTRIS.

Seitdem versinke ich manche Abende zwischen Bildern und Zeitungsartikeln aus den 70er Jahren und mache Zeitreisen und lerne und erfahre viel. Das Buch wollte ich ursprünglich erst rezensieren, wenn ich es durchgelesen und wenigstens einige der Rezepte der Starköche des Tantris – Eckhart Witzigmann, Heinz Winkler und Hans Haas – gekocht habe. Aber daran ist nicht zu denken – ich werde dafür noch viele Wochen brauchen. Ich habe aber schon genug gelesen und geblättert, um Allen, die Lust auf Gastronomiegeschichte und tolle Rezepte haben (und Platz auf ihrem Nachttisch) dieses spannende, schön aufgemachte Buch zu empfehlen, das im Januar 2015  den „Gourmand World Cookbook Award“ in der Kategorie „Best Chef Cookbook“ auf Landesebene gewonnen hat und somit als bestes Kochbuch Deutschlands in dieser Kategorie ausgezeichnet wurde.

Tantris, Kochenkunstundketchup

In diesem grossen über zweihundert Seiten schweren Buch  wird auf den ersten 100 Seiten die Geschichte dieses legendären Restaurants in alten und neuen Texten und Interviews und tollen Fotografien erzählt. So kannte ich zwar den Namen Tantris, aber wusste nicht, wer alles dahinter steckt und dass es das legendäre Restaurant noch immer gibt und es vor einigen Jahren so restauriert wurde, dass es heute wieder genau wie damals in den 70ern strahlt – Teppiche wurden nachgewebt, extra für das Tantris entworfenen Ledersessel überarbeitet und Lampenschirme von damals in Italien nachgebaut. Natürlich muss ich bei der nächsten München-Reise einen Abstecher machen, denn Tantris verspricht und schreibt es an seine Wände:

„TANTRIS IST HUNGER, LIEBESHUNGER, BÄRENHUNGER, BELLENDER MAGEN, LUKULLISCH, BARABARISCH,DIONYSISSCH,TANTRIS, AFFENDURST,WEINSELIG,WHISKEYSELIG, SCHLUMMERTRUNK,TANTRIS, SINGT, TANTRIS, FRÖHLICH, FREUDIG, FEURIG, TANTRIS“

Was für ein Versprechen 😉

Tantris

1971 öffnete das damals scharf kritisierte Gebäude seine Türen, und Fritz Eichbauer, der Besitzer,  engagierte legendäre Küchenchefs wie Eckart Witzigmann, Heinz Winkler und Hans Haas. Über vier Jahrzehnte lang, reichten sie die Kochlöffel weiter und revolutionierten maßgeblich die deutsche Küche.

Wolfram Siebeck, der als Goumetkritiker in den siebziger Jahren das Tantris sehr unterstützte und gerne dort Gast war, schreibt im Vorwort zu diesem Buch: „Unter Feinschmeckern hat der Name Eichbauer heute einen Klang wie Galilei.“ Wow – grosse Worte. Und wer ist nun dieser Fritz Eichbauer, werden einige sich fragen? Fritz Eichbauer war in den 1970er Jahren ein Münchner Bauunternehmer. Auf die Frage, warum er als Bauunternehmer ein Restaurant eröffnet habe, antwortete er schlicht:

„Weil ich zuhause in München gut essen wollte“.

Er vermisste damals in Deutschland die neue französische Art zu Kochen und die vorhandene Spitzengastronomie war ihm zu steif und ernst. Er wollte ein Restaurant mit einer heiteren und lockeren Atmosphäre schaffen. Das Restaurant sollte Lebenslust ausstrahlen – frei nach dem Motto, hier wird hervorragend gekocht und es darf trotzdem gelacht werden – Tantris eben – so steht es auch an den Wänden des Restaurants:

Fröhlich Tantris

Freudig Tantris

Feurig Tantris

Im Pressetext steht:

Tantris ist kein alltägliches Kochbuch, sondern eine Hommage an die Vergangenheit, eine Ode an die Gegenwart und ein Versprechen an die Zukunft.“

Dem kann ich nur zustimmen! Und trotzdem ist es auch ein wunderbares Kochbuch. Denn die Spitzenköche Eckart Witzigmann, Heinz Winkler und Hans Haas versammeln in ihrem Buch 50 Tantris-Rezepte – allesamt neu interpretiert und umgesetzt. Alle drei hielten oder halten zwei oder sogar drei Michelin Sterne!

Eckart Witzigmann war von 1971 bis 1978 Küchenchef im Tantris. 1994 kürte ihn der französische Restaurantführer Gault Millau zum „Koch des Jahrhunderts“.

Tantris_Witzigmann, Kochenkunstundketchup

Heinz Winkler war der jüngste Drei-Sterne-Koch der Welt und hielt diese 10 Jahre lang im Tantris.

Tantris_Winkler, Kochenkunstundketchup

Hans Haas kocht seit über 20 Jahren im Tantris. Der Österreicher hält zwei Michelin-Sterne – auch 2015 wieder!

Tantris_Hass, Kochenkunstundketchup

Ergänzt werden die Rezepte durch persönliche Weinempfehlungen einer der bekanntesten Sommeliére – Paula Bosch – sowie Justin Leone, der heute die Weinkarte im Tantris führt.

Und wenn man einfach nur blättern und lesen möchte, dann vertieft man sich in die Essays von dem wohl bekanntesten Restaurantkritiker Wolfram Siebeck und dem Architekturkritiker und Journalist Gerhardt Matzig  über Esskultur und Architektur.

Tantris, Kochenkunstundketchup 
Gerade die Architektur des Restaurants  hat früher heftige Kritik hervorgerufen. Das Tantris wurde mit einem Feuerwehrhaus und einer Autobahnkappelle verglichen. 

Ausserdem gewähren Zeitzeugenberichte, wunderschöne Fotografien, Gästebucheinträge und Interviews Einblicke in die Geschichte des Tantris und machen Lust auf einen Besuch!

Tantris

 

Tantris, Kochenkunstundketchup

Und das Buch lädt zum Kochen ein:

Tantris 
Tantris 
Tantris 
Tantris 
Tantris 
Tantris 

Wer sich ein schönes Geschenk machen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen und wer Jemanden beschenken möchte, der gerne kulinarische Zeitgeschichte erlebt. Ein Klick auf das Bild und das Buch ist bei Euch.

Neben der Buchhandelsausgabe für 49,95 Euro ist auch eine Sonderedition für 495 Euro erhältlich, die neben dem Buch einige Extras enthält – aber ich denke das Geld sollte man besser für einen Besuch im Tantris anlegen;-)

*Vielen Dank an den Callwey-Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensions-Exemplar. Selbstverständlich basiert meine Besprechung allein auf meiner persönlichen Meinung.

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