Marokko – ach du farbenfrohes Marokko!
Ich war noch nie in Marokko. Irgendwie hat sich das bisher nicht ergeben und wird sich in naher Zukunft auch leider nicht ergeben. Oder doch? Physisch vielleicht nicht, aber mit den Sinnen reise ich derzeit mehrmals am Tag nach Marokko und aus meiner Küche duftet es nach Orient. Ich kaufe Butternut-Kürbis nicht für die Zubereitung im Ofen oder in der Suppe, sondern, um daraus Marmelade zu kochen wie Tante Rachida und die Eier im Kühlschrank warten darauf als marokkanische Eier von einem orientalischen Tomatensugo umrundet im Ofen gebacken zu werden.
Auch haben wir einen neuen Lieblingssalat namens „Taktouka“ aus gerösteter Paprika mit Tomate, Zitrone, Kreuzkümmel und ganz viel Zitrone und das Couscous-Risotto mit Chermoula-Jakobsmuscheln geht mir auch nicht mehr aus dem Kopf.
Wenn ich Fernweh bekomme, dann setze ich mich mit diesem Kochbuch auf mein Sofa und reise nach Marokko. Danach gehe ich in die Küche und koche daraus. Ein wunderschönes Buch mit wahrlich verführerischen Rezepten und traumhaften Fotos. Viel Spaß in Marokko!
Wunderschöne Namen für besondere Gaumenfreuden:
Taktouka, Skhina, Rghaif, Beghrir,Tajine, Tangia, Chermoula, Bissara …..
Woher alle diese schönen Namen und die Rezepte dazu stammen? Aus einem wirklich besonderen Buch über Marokko, das Rob und Sophia Palmer geschrieben haben. Rob und Sophia sind Australier, bekennende Foodies und ein Paar.
Rob arbeitet als Food- und Lifestyle- Fotograf, Sophia in der Werbebranche. Bei einem gemeinsamen Produktions-Meeting für ein Shooting lernten sich die beiden kennen und lieben. Sophias Wurzeln liegen in Marokko – ihre Mutter ist Marokkanerin, ihr Vater Franzose und die ersten 13 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Casablanca. Die Liebe von Rob und Sophia führt zur Hochzeit und diese wird natürlich in Marokko gefeiert – es ist ein rauschendes Fest. Rob ist so fasziniert von der marokkanischen Lebensart, dass die Idee zu diesem Buch entsteht. Denn das Paar möchte auch andere anregen, dieses spannende Land zu erkunden. Aber wie macht man das am Besten?
Natürlich indem man die Essenstraditionen des Landes erkundet. Sophias Erinnerungen an ihre Kindheit sind stark mit dem Essen ihrer Heimat verbunden, denn Kochen und gemeinsam Essen ist ein wichtiger und prägender Teil der marokkanischen Kultur. Sophia spricht mir aus der Seele, wenn sie schreibt:
Bei meinen Besuchen (zu Hause in Marokko) bin ich immer erst dann richtig entspannt, wenn die Essens-vorbereitungen beginnen. Dann fühle ich mich bei meiner Familie zu Hause. Es ist dieser einfache Akt, der einen daran erinnert, was wir alle gemeinsam haben. Es geht darum eine Mahlzeit zu teilen, sie zu zelebrieren und das Leben zu feiern.
Mir geht es auch immer so, wenn ich nach Hause zu meinen Eltern fahre. Gemeinsam in der Küche stehen, den ersten Sekt bereits beim Kochen trinken und sich auf das gemeinsame Essen freuen, fühlt sich wunderbar an und entspannt ungemein. Ich habe schon als Kind gerne stundenlang auf dem Küchenhocker gesessen und meiner Mutter beim Kochen zugeschaut. Deshalb musste ich auch sehr lachen, wenn Sophia schreibt:
Als ich meine Mutter bat, mir die Familienrezepte zu mailen, erhielt ich nur eine lange Zutatenliste. Als ich erklärte, ich bräuchte auch Zubereitungsschritte und Mengenangaben, lachte sie laut: „Aynek Mesanek“, antwortete sie (Deine Augen sind deine Messbecher). In Marokko lernt man Kochen durch Erfahrung, nichts ist aufgeschrieben. Kein marokkanischer Koch würde zugeben, etwas nach Rezept zu kochen.
So treten Rob und Sophia eine Reise durch Sophias Heimat Marokko an und werfen einen Blick auf die traditionelle und gleichzeitig moderne marokkanische Küche und entwickeln aus ihren Erfahrungen und Beobachtungen einfache moderne Rezepte. Ihre Reise beginnt und endet in Marrakesch und führt sie an die Atlantikküste, entlang der Küste in den Norden bis nach Casablanca, von dort zu der ältesten marokkanischen Stadt Fès, weiter zurück in den Süden durch die Wüste und die Berge nach Merzouga. Auf ihrer Reise öffnen Ihnen Freunde, einheimische Familien und angesehene Köche des Landes ihre Türen.
Rob begleitet diese Reise mit wunderschönen Fotos und Reiseberichten, die seine persönlichen Eindrücke aus Sicht eines Australiers, der sich zunächst in dem wilden Treiben Marokkos überfordert und fremd fühlt, sehr schön beschreiben. Er schreibt:
Was man in Marokko irgendwann lernt ist, dass die Menschen das Miteinander genießen. Ständig reden sie, tauschen sich aus. Anfangs habe ich vieles nicht mitbekommen, da ich viel zu angespannt war und mir ständig Gedanken über ihre Absichten gemacht machte. Aber Sophia und ihre Familie haben mir den Weg geebnet, mir beigebracht, mich zu lockern und dem Treiben hinzugeben.
Seine Eindrücke sind sehr unterhaltsam, informativ und nett geschrieben. So erklärt er z.B., wie er in den „Souk-Tanz“ von Sophias Mutter eingeführt wird. Neugierig was das ist? Also da geht man zwei Schritte vor und einen zurück und alles weitere auf Seite 27 für diejenigen, die Souk tanzen lernen möchten 😉
Tangia: Junggesellen-Eintopf aus dem Hamm
Ich würde gerne soviel aus diesem Buch zitieren, dass ich gerade beim Schreiben merke, ich muss mich im Zaum halten. Denn nicht nur die Texte und Bilder von Rob faszinieren mich, auch die Art der Rezepte, die Sophia aufgeschrieben hat, ist sehr besonders.
Man erfährt,
woher die Gerichte stammen und welche Geschichte hinter ihnen steht. So erfährt man nicht nur das Rezept für einen Tangia-Eintopf, sondern auch, dass die „Tangia“ – ein ur-marokkanisches Gericht aus Marrakesch – das Lieblingsgericht alleinstehender Männer ist. Weshalb das Gericht auch Junggesellen-Eintopf genannt wird.
Warum?
Weil es sich quasi von alleine kocht. Alleinstehende Männer gehen mit ihrem Tangia-Gefäß (einem Tongefäß mit Henkeln, das einer griechischem Amphore ähnelt) morgens auf den Markt und lassen es mit Zutaten ihrer Wahl, wie Fleisch und Gemüse befühlen. Dann geben sie das Gefäß auf dem Weg zur Arbeit im örtlichen im Hamam ab (ja ihr lest richtig, sie geben ihren gefüllten Tontopf im Badehaus ab).
Dort werden die Tangias der alleinstehenden Männer langsam (ca. 8 Stunden) im Feuer, mit dem das Badewasser erwärmt wird, gegart. Am Abend gehen die Junggesellen zum Entspannen wieder in den Hamam und nehmen danach ihren perfekt gegarten Eintopf als Abendessen mit nach Hause. Ich glaub da ist der ein oder andere ganz gern Junggeselle;-)
„Wir Marokkaner haben keine Uhren. Wir haben Zeit.“ Slow Food von dem wir träumen!
Überhaupt erfährt man in diesem Buch – neben wunderbaren Rezepten – sehr viel über die marokkanische Lebensart. So geht es beim Zubereiten der Speisen vor allem darum diesen Moment mit anderen zu teilen, dabei zu reden und zu lachen. Sophia schreibt:
Vielleicht gibt es in Marokko deshalb so viele langsam gegarte Gerichte. Die Leute mögen keine Gerichte, deren Zubereitung hektisch ist und präzises Timing erfordert, sie möchten vor, während und nach dem Essen in Ruhe Zeit miteinander verbringen können.
So verwundert es nicht, dass die Marokkaner der Ansicht sind, dass Essen, Familie und Freunde die Grundlage für ein erfülltes Leben sind. Und genau dies strahlt dieses Buch aus: Lebensfreude!
Ich denke mich hat das Buch deshalb so angesprochen, weil ich mich selbst darin wiedergefunden habe. Dabei habe ich überhaupt keine marokkanischen Wurzeln. Aber auch ich habe das Kochen wie Sophia gelernt:
Wir lernten alle, indem wir unserer Mutter beim Kochen zusahen, zuhörten und probierten. Eine Prise hiervon, ein Spritzer davon. Keines unserer Familienrezepte wurde je aufgeschrieben.
Ich habe unter anderem diesen Blog gestartet, um unsere Familienrezepte aufzuschreiben. Das ist schwer, denn auch ich habe von meiner Mutter bei der Frage nach Rezepten wie Sophia in der Regel eine Zutatenliste erhalten. Aber das macht nichts – ich setze mich einfach immer wieder daheim auf den Küchenhocker und schau meiner Mutter beim Kochen zu. Wer Lust hat auf einem imaginären Hocker in einer marokkanische Küche oder im Zelt einer Nomadenfamilie oder in der Hotelküche eines historischen marokkanischen Hotels oder am Strand von Mohammedia oder … oder …. oder …. Platz zu nehmen, dem empfehle ich dieses wunderschöne Buch.
Ich werde daraus sicher vieles kochen – gelbe Merkzettel habe ich reichlich an das Buch geklebt. Unter anderem an:
Marokkanischer Blumenkohlsalat mit Safran-Korinthen-Dressing
- Blumenkohlsalat mit Safran-Korinthen Dressing … ich glaube Herr Ottolenghi schaut auch gern mal in marokkanische Kochbücher 😉 – das Rezept liest sich wie von ihm. Dabei hat Sophias Tante Cherifa, die eigentlich Malerin ist, kurzerhand an dem Tag erfunden, als Sophia sie besucht hat. Frei nach dem marokkanischem Motto: es gibt keine Rezepte, nur Inspiration und Tatkraft!
- Marokkanische Eier, das Lieblingsgericht von Hamid, der einen Gemeinschaftsbackofen betreibt und gerne sich als Mittagessen diese marokkanische Art von Spiegeleiern in den Ofen schiebt.
- Couscous-Risotto mit Chermoula-Jakobsmuscheln von Hicham Hassan, dem Chefkoch des Sofitel Palais Jamai in Fés, weil ich Chermoula liebe und vermute, dass diese ungewöhnliche Kombination mit Jakobsmuscheln sehr interessant schmeckt.
- Sellou-Käsekuchen, weil ich Käsekuchen liebe und Sellou eine Art Mandelpaste ist, die sich zum Dahinschmelzen anhört und dann noch mit Ziegenfrischkäse und Orangenblütenwasser unwiderstehlich klingt.
- Fenchel-Blutorangen-Salat mit Djon-Senf-Dressing und Granatpfelkernen, allein weil er so wunderbar aussieht:
Ich könnte diese Liste noch sehr weit fortsetzten. Aber das tue ich jetzt nicht. Ich sage immer, ein Kochbuch hat sich für mich schon dann gelohnt, wenn es mindestens eine wirkliche Inspiration enthält, die ich in meinen Kochalltag mitnehme und weitertrage. Ich weiß jetzt schon, dass es hier viele Inspirationen sein werden. Schon jetzt in meiner Küche angekommen ist der Paprika-Tomaten-Salat mit dem wunderbaren Namen Taktouka. Beim ersten Durchblättern hatte ich mir diesen Salat bereits gemerkt, der eigentlich banal klingt. Aber durch das Rösten der Paprika in Verbindung mit Kreuzkümmel, Knoblauch und viel frischer Zitrone schmeckt der Salat raffiniert und erfrischend orientalisch. Wir haben dazu in Cornflakes panierte Bio-Hühnchenbrust gegessen …. himmlisch. Was bleibt zu sagen? Ich habe Lust auf Marokko! In diesem Sinne:
Besaha! – Guten Appetit!
Zu Gast in …
Diese schöne Buchreihe aus dem Callwey Verlag entführt auch in andere schöne Urlaubsorte.
Sehr begeistert bin ich von dem Band:
Zu Gast auf Sylt – lest gerne meine Rezension und kocht Euch kulinarisch auf die schöne Insel.
Ein wunderschönes Buch über die Insel Sylt für Reisende, die gerne Essen gehen und auch Lust haben selber zu kochen. Jedes Restaurant ist liebevoll porträtiert mit Bildern und Geschichten und tollen Rezepten. Ein kulinarischer Reiseführer zur Vor- und Nachbereitung einer perfekten Sylt-Reise. Wunderbare Fotos ergänzen den Genuss.
Ausserdem sind noch erschienen:
Zu Gast auf Mallorca – eine meiner Trauminsel, auf der ich ebenfalls gerne Gast bin. Meine Tipps lest gerne HIER weiter.
Ich liebe dieses Buch und es liegt in unserem Beachhouse auf Mallorca und ich entdecke immer wieder Neues. Dieses Buch lädt ein auf eine spannende Reise zu den besten Restaurants und Cafés, deren Köche ihre Lieblingsrezepte in diesem toll gestalteten Buch teilen und von ihrem ganz persönlichen Mallorca erzählen. Darüber hinaus zeigt der kulinarische Reiseführer die besonderen Orte der Insel, fernab von Pauschaltourismus. Absolute Empfehlung!
Zu Gast in Kitzbühel, für Bergliebhaber.