Seelenfutter, was ist das?
Für mich ist Seelenfutter das, was ich kulinarisch brauche, um mir etwas Gutes zu tun. Seelenfutter ist viel mehr als Nahrung. Seelenfutter ist Trost, Kraft, Erinnerung und immer verbunden mit mir und meiner Vergangenheit. Meiner ganz individuellen Vergangenheit und meinem Leben und somit ist Seelenfutter für jeden von uns anders besetzt.
Der Frage nachzugehen was für Seelenfutter Andere brauchen, um glücklich zu sein ist spannend, denn man erfährt dabei viel über diese Personen. Ronny Lolls hat ein Buch über Seelenfutter geschrieben und dieses Buch liegt seit einiger Zeit auf meinem Nachtisch.
Wer ist Ronny Lolls?
Ronny Lolls, Fernsehkoch und Kochbuchautor aus Baden-Baden war mir bis vor kurzem noch unbekannt und ist mir nun Dank dieses schönen Buches sehr vertraut. Ronny Lolls hat sich auf den Weg gemacht, um bei Freunden und Weggefährten zu erfahren, welches Essen ihrer Seele schmeichelt. Eine wunderbare Idee für ein Kochbuch!
Das Ergebnis sind 80 Lieblingsrezepte von 20 der besten Köche Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Dabei sind unter anderem:
- SARAH WIENER (die auch das Vorwort geschrieben hat),
- META HILTEBRAND (deren köstliche mit Vanille parfümierte Erbsensuppe ich gerade nachgekocht habe),
- HANNES ARENDHOLZ,
- ANTJE DE VRIES,
- LUCKI MAURER (dessen neustes Kochbuch FLEISCH mich sehr beeindruckt hat, siehe meine Rezension HIER),
- FRANCESCO D‘AGOSTINO,
- VERONIQUE WITZIGMANN,
- MARCEL STUT,
- MALTE KUHN,
- SASCHA BASLER,
- STEFAN WIERTZ
- UND VIELE MEHR!
Allein die kleinen Portraits und schönen atmosphärischen Fotos macht das Buch bereits lesenswert. Wirklich spannend wird es aber, weil die Spannbreite von Seelenfutter wirklich sehr groß ist. Von Oma Kaschows Quarkbällchen, dem Seelenfutter des Autors bis zu schwäbischen Sauren Bohnen, dem Seelenfutter der Stuttgarter BBQ-Queen und Köchin Mora Fütterer über Miesmuscheln in Bier-Safran-Fenchel Sud und echtem Schweizer Käsefondue kann man unendlich viel entdecken. Eine Rezeptsammlung die sich weder an Länderküchen, noch an Zutaten geschweige denn an Abgrenzungen wie vegan, vegetarisch, basisch oder was auch immer ordnen lässt, sondern allein daran, was der Seele schmeichelt.
Seelenfutter – Liebe ist die wichtigste Zutat
Insofern wundert es auch nicht, dass die wichtigste Zutat bei Lieblingsgerichten die LIEBE ist. Seelenfutterrezepte erzählen immer eine Geschichte und wecken wohlige Erinnerungen. Ich habe diesen Blog begonnen, um das Seelenfutter unserer Familie zu dokumentieren. Ursprünglich – inzwischen finden sich natürlich auch viele andere Gerichte auf meinem Blog. Spannend ist aber, das meine beiden allerersten Rezepte für den Blog meine Tomatensugo und mein schwäbischer Kartoffelsalat waren. Beides Rezepte die für mich Seelenfutter sind und mich immer wieder trösten und erden. Und beides Rezepte die am meisten aufgerufen werden hier auf Kochen, Kunst & Ketchup. Das ist spannend, denn scheinbar spürt man, dass diese Rezepte mich und meine Art zu Kochen ausmachen.
Seelenfutter, wie es Ronny Lolls definiert
Er schreibt:
Seelenfutter ist der heilige Grad für uns Köche. Es sind nicht die Schäumchen, Türmchen und Lüftchen. Es geht am Ende nicht darum aus Eichenrinde Eis zu machen oder Olivenöl bis in seine hinterletzten Einzelteile zu demonstrieren. Alles spannend, schön und gut. Aber am Ende stelle wohl nicht nur ich mir die Frage: Was trifft uns denn wirklich ins Herz? Ein initiiertes Feuerwerk aus Aromen? Oder sind es doch eher Omas Quarkbällchen … Seelenfutter ist nicht nur Nahrungsaufnahme. Richtig gekocht nimmt es uns mit. Es tröstet, belohnt, spornt an, lässt uns in Erinnerung schwelgen. Es ankert uns für einen Moment in unserem Leben, in dem wir uns oft genug selbst überholen müssen. Seelenfutter ist Emotion. …. Seelenfutter ist auch immer eine Reise in die eigenen Erinnerungen. (Ronny Lolls)
Ja, genau so ist es und ich hoffe jeder Mensch hat sein Seelenfutter gefunden, denn es gibt nichts Tröstlicheres. Ich erlebe das gerade schmerzlich bei meinem Vater. Ein Mann des Geistes, dem die Demenz langsam das Leben im Hier und Jetzt nimmt. Unsere Gespräche drehen sich deshalb immer mehr ums Essen, nein ums Seelenfutter. Seine Erinnerungen kreisen immer mehr um das Essen seiner Kindheit und seine wohligen Erinnerungen daran. Schwäbischer Kartoffelsalat lässt ihn Kraft tanken. Ich werde ihm ganz bald saure Bohnen kochen, denn dieses Seelenfutter hat meine Oma Rosella auch immer gekocht und wir hatten es ganz vergessen. Schön in dem Buch eigenes Seelenfutter zu entdecken.
Seelenfutter entdecken und einfach kochen
- Warum das Seelenfutter Anderer nachkochen, könnte man sich fragen?
- Wozu ein Kochbuch mit den Gerichten aus dem Leben von Menschen, die ich gar nicht persönlich kenne?
Weil es spannend ist zu erfahren, was bekannte Köch*Innen sich selbst und ihren Liebsten zubereiten, wenn sie sich ins Glück kochen. Man lernt nicht nur spannende Koch-Persönlichkeiten kennen, sondern hat ein Kochbuch in der Hand mit so unterschiedlichen Rezepten und damit Kochinspirationen, dass ich mir sicher bin der Weg nach der Lektüre führt in die Küche. Entweder um auszuprobieren, womit prominente Köche ihrer Seele schmeicheln oder um endlich mal wieder sich selbst das Lieblingsgericht zu kochen und im Idealfall noch Lieblingsmenschen dazu einzuladen.
Und zwar einzuladen nicht zu einem Menü, wie es vielleicht gerade „En Vogue“ ist, sondern wirklich zu dem Essen, das einen selbst am meisten ausmacht. Lieblingsgerichte für Lieblingsmenschen kochen!
Seelenfutter – Familien DNA
Ich habe aus dem Buch auch direkt etwas nachgekocht. Angesprochen hat mich natürlich sofort das Fondue á la Meta von Meta Hildebrandt. Ein echtes Schweizer Käsefondue, fast genau so wie ich es zubereite. Insofern verweise ich hier gerne auf mein Rezept, denn Käsefondue habe ich auch in der DNA.
Beim weiteren Blättern blieb ich beim italienischen Seelenfutter des Hamburgers und ehemaligen Musikmanagers der Band Rammstein Peter Urban hängen. Meine Seele liebt italienische Küche und hier wurde ein Hühnchen auf einem Sugo der Seele zum Schmaus angeboten:
Polo Cacciatore alla Don Basil.
Dieses Rezept hat Peter Urban in seiner Osteria Don Basil mit großem Erfolg serviert. Pollo Cacciatore ist ein klassisches italienisches Gericht, das in vielen Regionen serviert wird, immer mit etwas anderen Zutaten. Neugierig auf das Rezept?
Rezept: Pollo Cacciatore – Seelenfutter von Peter Urban
Meine Seele, deine Seele – die Familienseele
Es sei verraten, dass ich noch Einiges aus dem Buch kochen werde, auch wenn das Pollo Cacciatore bei meiner Familie nicht so gut ankam. Warum? Weil ich nie Tomatensugo mit Huhn kombiniere und die Seele meiner Familienmitglieder diese Kombination nicht verstanden hat. Sie waren traurig, dass ich das Huhn nicht, wie es ihre Seelen gewohnt sind, mit Ofengemüse, viel Knoblauch und Kräutern serviert habe. Orientalische Kürzungen und Couscous dazu hätten sie auch noch gut gefunden, aber Tomatensugo und Hähnchenschenkel fiel leider durch.
Ist deshalb das Rezept schlecht? NEIN, es tröstet nur nicht unsere Seelen, aber der Gast, der an diesem Abend mit am Tisch sass war begeistert. Seine Seele wurde geschmeichelt.
In diesem Sinne,
kocht mehr Seelenfutter und lasst Euch von diesem schönen Buch inspirieren.
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