Appetizer – SommerReisen zur Kunst

Zauberhafte Kunst Stationen für den Sommer in den Bergen und am See. Los geht’s!

written by Gastautorin Juliane Rohr 2. August 2018
  • Sommer.Frische.Kunst in Bad Gastein
  • Königsklasse IV auf Herrenchiemsee
  • DAS MAXIMUM für GegenwartsKunst
  • Vitra Design in Weil am Rhein
  • Kunstklassiker bei Beyeler

Zusammenspiel von Kunst und Natur

Durch den Ort rauscht ein mächtiger Wasserfall 200 Meter in die Tiefe, lässige Lifestyle-Hotels, neu zu entdeckende und bekannte Künstler an ungewöhnlichen Plätzen. Mitten in den Bergen ein Gefühl von Urbanität. Gibt es nicht? Ab nach Bad Gastein – der Ort ist gerade zu dieser Jahreszeit mein persönlicher happy place.

Kraftwerk
Galerie & Ateliers

Morbide und mondän zugleich

Erfrischend anders wirkt Bad Gastein mit seinen Häusern, die nicht der klassischen Ab-in-die-Berge-Idylle entsprungen sind. Villen, die zum Teil leer stehen, versprühen immer noch den Flair längst vergangener Zeiten. Zeiten in denen Komponisten wie Franz Schubert, Psychologen wie Sigmund Freud, Autoren wie Franz Grillparzer, Stars wie Lisa Minelli oder deutsche Kaiser und Könige aus fernen Ländern zur glamourösen Auszeit hierher kamen. Der aus der Zeit gefallene Ort lockt in den nächsten Wochen mit  Sommer.Frische.Kunst. und zeigt wie perfekt das Zusammenspiel von Natur und Kreativität läuft.

Wasserfall &
Clemens Hollerer Installation

Künstler im Kraftwerk

Knapp zwei Wochen lang haben sechs Künstler, die von einer Jury rund um Festivalgründerin Andrea von Goetz und Schwanenfliess ausgewählt wurden, in ihren Ateliers im Kraftwerk Zeit und Ruhe gehabt neue Kunst zu schaffen. Diese ist jetzt bis Anfang September in dem Haus am Fuße des Wasserfalls zu sehen. Es gibt Malerei von Clemens Hollerer und Simon Modersohn, die unterschiedlicher nicht sein kann. Subtile, fast naiv wirkende Vorstadt-Idylle, die genaues Hinsehen einfordert, kontrastieren zerkratzte, abstrakte Farbplatten von Hollerer. Der hat übrigens auch die pinke, filigrane Holzskulptur an das Ende des Wasserfalls gepflanzt. Und die Wasserkraft hinterlässt bereits Spuren an dem viel fotografierten Kunstwerk.

Malerei von Clemens Hollerer & Simon Modersohn

Der Performance Künstler Naneci Yurdagul zeigt Fotos einer Frau in hellblauer Burka in den Gasteiner Bergen. Ein faszinierend verwirrendes Zeitdokument. Bei Magda Krawcewicz finden sich pilzartige Porzellan-Skulpturen aus ihrer Reihe „small idols“ an den Wänden –  oder sind es kleine Totenköpfe? Und ihre Malerei formt sich zu quallenartig zauberhaften Gebilden auf schwarzem Grund.  Auflösung und Fragmentierung sind ihr Thema. Besonders harmonisch wirken ihre Arbeiten im Dialog mit den zum Teil schwebenden Seebällen von Frederike von Cranach. Zwischen sperrigen Performance-Dokumenten und amüsanten Installationen bewegen wir uns in den Räumen von Anna Maja Spiess.

Seebälle von
Frederike von Cranach

Überall Kunst entdecken

Dazu verteilen sich in ganz Bad Gastein Kunstwerke und Ausstellungen von arrivierten Künstlern. Miriam Jonas logiert einer raumgreifenden Installation in der Galerie des Kraftwerks, Skulpturen von Michael Sailsdorfer sind im Quellpark zu sehen. Kunst in der Auslage ist mit „Let’s get the ball rolling“ eine polternde Kugelbahn von Fiona Crestani und Jonathan Messe bespielt mit seinem sehenswerten „Der Walhalla-Traum“ den Pavillon.

Hotel Miramonte

Streetart Künstler Victor Ash hat auf dem Stubnerkogel in 2300 Metern Höhe gearbeitet und Tierbilder geschaffen. Insgesamt bietet das KunstFestival elf Stationen, die man über einen Tag verteilt wunderbar anschauen kann. Es lohnt sich sehr – der magische Ort und seine kreativen Kräfte rufen.

Kunst vom Konditor im Café Schuh

  • mehr Tipps zum Einkehren und Hotels gibt es im Infoteil

Märchenschloss trifft Moderne Kunst

Auf dem Weg von Berlin nach Bad Gastein liegen zwei weitere Kunstorte, die einen Stopp wert sind. Zunächst die Sommerausstellung der Münchner Pinakothek der Moderne: Königsklasse IV im Schloss auf der Herreninsel des Chiemsees.

Schloss Herrenchiemsee

Außen wunderbares Märchen, nach Vorlagen von Versailles gebaut. Aber im Innern gibt es Teile, die nie fertiggestellt wurden und genau dort hängt derzeit hochkarätige Kunst von Jean-Michel Basquiat, Andy Warhol oder Wolfgang Laib und Arnulf Rainer.

Entspannende Seeblicke inklusive

Ab Prien mit dem Schiff übersetzten, direkt im Besucherzentrum am Anlegesteg die Tickets für die Kunst kaufen. Nach gut 10 Minuten Spaziergang über die Insel ist das Schloss erreicht. Klar, auch das ist einen Besuch wert. Aber wir hatten in der Überzahl Jugend dabei, die sich mehr für die moderne Kunst auf den rauen Backsteinmauern interessierte, als für die Räumlichkeiten von König Ludwig II.  Der weltberühmte Spiegelsaal des Schlosses muss auf uns noch ein bisschen warten. Dafür geniesse ich bei der Überfahrt die Blicke über den glitzernden Chiemsee und auf der Insel den in der Ferne funkelnden See um so mehr.

 

Baselitz, Beuys & Co.

Weniger idyllisch am See und etwas versteckt in Traunreut treffe ich auf ein Gesamtkunstwerk aus farbenfroher Architektur und Kunstgegenwart – DAS MAXIMUM. Ein Name der wahrhaft Programm ist. Hier ist so ziemlich das Beste an deutschen und amerikanischen Künstlern versammelt: Grössen wie Georg Baselitz, Joseph Beuys, Imi Knoebel oder Blinky Palermo harmonieren mit 20 Bildern von Andy Warhol, Lichtkunst von Dan Flavin und Skulpturen von John Chamberlain.

John Chamberlain

Persönlicher Sammlungs-Traum

Auf dem ehemaligen Fabrikgelände seines Vaters hat Heiner Friedrich in den Werkshallen seinen Traum verwirklicht und zeigt eine sehr persönliche Auswahl seiner Sammlung. Der heute 80jährige ist international als Kunstvermittler zwischen Künstlern Museen und Stiftungen aktiv. In den großzügigen White Cubes der verschiedenen Räume kann sich jeder intensiv in die Kunst versenken. Ein echtes Muss und ein to do mehr auf der arty-bucketlist – nicht nur für KunstReisende.

Chiemgauhof

  • Ein Tipp zum Einkehren: Chiemgauhof direkt am See mit Sundowner Bar gelegen – köstlich essen und danach im Bayerischen Meer schwimmen.

Design macht glücklich

Wer via Schweiz in Richtung Urlaub unterwegs ist, dem sei noch auf der deutschen Seite Weil am Rhein empfohlen. Hier sind die Designklassiker von Vitra versammelt. Jeder von uns kennt sie: aus dem Büro, der Kantine, den Arzt-Wartezimmern, aus dem Sitzungssaal des Bundestags, sie sind Sitzgelegenheiten am Flughafen oder aber sie stehen zu Hause. Auf dem Campus des Schweizer Unternehmens kann man sich auf die Spuren von Design als Kunstgeschichte begeben.

VitraHaus

Das Zuhause der beeindruckenden Home Collection ist im VitraHaus. Inspiration pur für die eigenen vier Wände. Die unendliche Vielzahl an Papierlampen von Isamu Noguchi, Stühle und Kissen von Werner Panton, amüsante Designobjekte von Alexander Girard. Und immer wieder geniesse ich herrliche Ausblicke auf diese so sanft hügelige Landschaft in der der Campus liegt. Ich hatte das Museum schon lange auf meiner wishlist und bin dank eines Wo-bin-ich-Selfies vor dem lustigen Schachtelgebäude wieder daran erinnert worden.

VitraMuseum

Architektur-Highlight

Der Stopp in dem kleinen Städtchen im Dreiländereck lohnt sich schon allein wegen der Gebäude auf dem Campus. Allesamt von Architekturstars wie Herzog und de Meuron, Zaha Hadid oder Frank Gehry. Und als Belohnung für den Museumsbesuch gibt es on top die Superrutsche vom Künstler Carsten Höller oder eine Trinkpause in dem Brunnen der kleinen Blockhütte von Thomas Schütte.

Carsten Höller Rutsche Vitra Campus

Glitzerndes Nachtleben

Eine Wechselausstellung im Museum beschäftigt sich mit Nachtclubs und Diskotheken als Epizentrum der Popkultur. Clubs, die mit ihrer Innenarchitektur, ganz eigenem Möbel- und Lichtdesign zum Gesamtkunstwerk wurden. Natürlich tauchen in dieser herrlichen Glitzerwelt auch Andy Warhols legendäres Studio 54 auf und das neue Ministry of Sound in London auf. Eine lohnenswerte Suche nach der Nacht.

Studio 54

Eindrucksvolle Sammlung

Im schlichten roten Backsteinbau ist das Schaulager untergebracht. Hier sind 400 Stühle vom 18. Jahrhundert bis heute versammelt und machen klar: Designgegenstände müssen nicht nur funktionieren, sondern sind auch schön anzuschauen. Der englische Windsor-Stuhl aus dem 18. Jahrhundert steht in einem Regal mit dem Lounge-Chair von Ray und Charles Eames, dem Stahlrohr-Klassiker von Mies van der Rohe und dem allerneusten Wurf: einen Aluminiumstuhl aus dem 3D-Drucker.

Stühle über Stühle im Schaulager

Sehenswerte KunstKlassiker

Gerade mal fünf Minuten weiter auf der schweizerischen Seite liegt die Fondation Beyeler. In einem bemerkenswerten Skulpturenpark gelegen und einer der Kunstspots schlechthin. Vom Ehepaar Hildy und Ernst Beyeler vor 20 Jahren gegründet ist in dem Museum gerade die zweite Sammlungspräsentation Nature & Abstraction zu besichtigen: Kunst der klassischen Moderne wie das Seerosenbild von Claude Monet, Piet Mondrian, Pablo Picasso, aber auch Gerhard Richter, Roni Horn oder Olafur Eliasson.

Alberto Giacometti SKulpturen

Zudem gibt es dort meinen absoluten Favoriten in diesem Kunstjahr: die Ausstellung von Francis Bacon und Alberto Giacometti. Der Dialog zwischen den schlanken skulpturalen Arbeiten Giacomettis und den amorph-rundlich gemalten Figuren von Bacon ist unbedingt sehenswert.  Und beeindruckt nachhaltig durch die zufällige Synergie im gegenübergestellten Werk der Rivalen und Freunde.

24 Stops Wanderweg

Wer will, der kann einen 5 Kilometer langen Weg durch Weinberge und Natur zwischen den beiden Museen  zu Fuß zurücklegen und dabei 24 Skulpturen von Tobias Rehberger besichtigen.

Infos zu den KunstStationen

Sommer.Frische.Kunst 

Bad Gastein

  • Öffnungszeiten Kraftwerk: Mi – So 14-18 Uhr
  • Pavillon:Mo – Di und Do bis So 14 bis 19 Uhr

bis zum 2. September 2018

  • art walk jeden Freitag 16 Uhr
  • Anmeldung bis Donnerstag 16 Uhr beim Tourismusverband sfk@gastein.com

Für verführerische Kuchen, Torten aber auch salzigen Speisen einfach ins Café Schuh, Kaiser-Wilhelm-Promenade 9, 10 bis 19 Uhr geöffnet, Mittwochs Ruhetag

Hotel-Tipps: Hotel Regina, Hotel Miramonte, Haus Hirt oder das Haus August

Restaurant: In allen Hotels kann man auch sehr gut essen (Reservierung empfohlen)  – schön ist auch das Waldhaus Rudolphshöhe

Der Extra-Blogpost zu Bad Gastein ist in Vorbereitung.

Königsklasse IV 

Gegenwartskunst in Schloss Herrenchiemsee

 Zusatzangebot: In den Räumen warten den ganzen August hindurch täglich von 10 bis 17 Uhr Kunstvermittler, die die verschiedenen Künstler und ihre Kunst erklären.

  • Täglich 9 bis 18 Uhr

bis 3. Oktober 2018

DASMAXIMUM

KunstGegenwart

Fritjof-Nansen-Straße 16

83301 Traunreut

Achtung nur am Wochenende geöffnet

  • Sommerzeit: Sa und So 12-18 Uhr
  • Winterzeit: Sa und So 11 bis 16 Uhr

Wer gerne in München Station macht und dort Museen oder Galerien besuchen möchte, dem empfehle ich die APP MyArtWalk herunterzuladen. Dort finden sich sehr gut kuratiert die neuesten KunstTipps aus der Landeshauptstadt.

Vitra Design Museum 

Charles-Eames-Str. 2

79576 Weil am Rhein

  • Mo bis So 10 bis 18 Uhr
  • 24.Dezember 10 bis 14 Uhr

Die Ausstellung Night Fever läuft noch bis zum 9. September 2018

Im Schaudepot ist zudem Ron Arad mit Yes to the Uncommen! zu sehen

bis zum 14. Oktober 2018

Fondation Beyeler  

Baselstraße 101

Schweiz 4125 Riehen/Basel

Natur und Abstraktion

noch bis zum 12. August 2018

Bacon-Giacometti

noch bis zum 2. September 2018

  • Täglich 10 bis 18 Uhr Mittwochs bis 20 Uhr

Mit viel Zeit lohnt der Stopp in Baden-Baden im Burda-Museum, wo momentan die James Turell-Ausstellung zu sehen ist. Als Hoteltipp für Baden-Baden empfiehlt sich das Hotel Roomers mit seinem Restaurant Moriki. Mehr dazu hier:

Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt James Turrell – Licht das verzaubert, Kunst die berührt!

Begeistert von Hotel Roomers Baden-Baden und seinem Restaurant Moriki

 

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1 comment

Chris 8. August 2018 - 9:43

interesting 🙂

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