Madame Mallory – wunderschönes Herzkino für kulinarische Cineasten
Kurz gesagt – Ich hatte ein wunderschönes Kino-Erlebnis mit allem was dazu gehört:
- herausragenden Schauspielern (die perfekt in ihren Rollen besetzt sind)
- grandiose authentische Kulisse in meinem geliebten Südfrankreich (ich dachte ich bin selbst auf dem Markt einkaufen)
- einer romantischen Geschichte mit Tiefgang (es geht um weit mehr als Kochen und gutes Essen)
- atmosphärische Bilder unterlegt mit stimmiger Musik (ich dachte, ich koche mit)
- perfekten Dialogen (die mich zum Nachdenken, Schmunzeln und Lachen gebracht haben)
und das Wichtigste: Es wird mit großer Leidenschaft gekocht!
Ein Wunder ist das nicht, denn hinter diesem Film stecken Profis. Die Romanvorlage „The Hundred-Foot Journey“ stammt von Richard Morais (dt. Titel: Madame Mallory und der kleine indische Küchenchef) und ist ein internationaler Bestseller, der in 28 Sprachen übersetzt wurde. Als Drehbuchautor konnte der Oscar-nomierte Oskar Knight gewonnen werden und Regie führt der im Erzählen großer literarischer Geschichten erfolgreiche Lasse Hallström, der unter anderem mit Chocolat (2000) bereits großes kulinarisches Kino gezaubert hat. Die Produzenten sind nicht weniger prominent: Steven Spielberg, Ophrah Winfrey und Juliet Blake, die sich die Rechte für die Verfilmung bereits sicherte, als der Roman von Morais noch gar nicht veröffentlicht war.
Helen Mirren verkörpert eine perfekte Madame Mallory
Aber nicht nur die Macher im Hintergrund, auch die Darsteller sind hervorragend besetzt: Helen Mirren – die für ihre Rolle der Königin Elizabeth II in „Die Queen“ (2006) einen Oskar erhielt – ist als Madame Mallory perfekt. Anfangs stur, geschäftstüchtig und streitsüchtig wandelt sich ihre Rolle zu der einer weisen, humorvollen Frau – Mirren spielt diese Veränderung sehr glaubhaft.
Ihr Gegenpart – „Papa“ – Familienpatriach der Familie Kadam wird von Om Puri gespielt. Puri hat bereits in 250 Filmen mitgespielt und sein Charaktergesicht und seine Gabe wie Spielberg es ausdrückt: ..“in einem Moment noch sensibel zu sein …, im nächsten aber schon wieder lustig und überschwänglich…“, gibt dem Film viel Dynamik und Herz.
Natürlich sind auch die weiteren Rollen perfekt besetzt – insbesondere die von Papas Sohn und begnadeten Koch Hassan (Mansch Dayal) und die der Sous Chefin von Madame Mallory – Marguerite (Charlotte Le Bon).
Madame Mallory – die Geschichte geht so:
Nach verschiedenen tragischen Ereignissen und aus politischen Gründen muss die erfolgreiche Restaurantfamilie Kadam ihr Zuhause in Mumbai Hals über Kopf verlassen. Zunächst versuchen sie in London Fuß zu fassen, aber dort wollen sie nicht bleiben. Auf die Frage des französischen Grenzbeamten an Hassan, warum die Familie England verlassen wolle, antwortet dieser: „In England hat das Gemüse keine Seele“. Durch eine Autopanne bleiben sie in Saint-Antonin-Noble-Val im Süden Frankreichs liegen. Hier schmecken die Tomaten noch nach Tomaten und als „Papa“ einen baufälligen alten Hof mit dem Schild „A Vendre“ per Zufall findet entscheidet er, dies sei der richtige Platz um ein indisches Restaurant zu eröffnen. Dies gefällt zunächst seiner Familie und vor allem aber Madame Mallory ganz und gar nicht. Ihr mit einem Michellin Stern ausgezeichnetes französisches Restaurant, in dem auch der französische Präsident gerne speist, liegt genau gegenüber – keine 30 Meter entfernt. „Papa“ hindert das nicht sein „Maison Mumbai“ im glitzernden Bolloywood Stil zu eröffnen. Hassan – „Papas“ Sohn und begnadeter Koch – steht auf einmal inmitten einer Restauranfehde zwischen seiner indischen Großfamilie mit ihrem Restaurant „Maison Mumbai“ und dem alteingesessenen Sterne Restaurant von Madame Mallory. Dass Hassan sich in die hübsche Sous-Chefin vom Madame Mallory – Marguerite – verliebt, macht die Sache nicht einfacher. Marguerite ist es auch, die Hassan in die Kunst der französischen Küche einführt. Sie schenkt ihm sein erstes französisches Kochbuch, nach dem Hassan lernt französisch zu kochen. Obwohl Madame Mallory alles in ihrer Macht stehende tut, um das „Maison Mumbai“ zu schädigen, begreift sie nach einer rassistischen Aktion ihres Küchenchefs, dass es so nicht weitergehen kann. Madame Mallory hat außerdem Hassans einzigartiges Talent als Koch erkannt und bildet ihn – zunächst gegen den Widerstand von „Papa“ – aus. Seine Karriere führt ihn bis nach Paris und alles weitere erfahrt ihr im Kino und hier im offiziellen Trailer:
Curry ist Curry – oder nicht? Meine Antwort: Nein ist es nicht!
Das spannende an diesem Film ist das Aufeinanderprallen zweier vollkommen, nicht nur im kulinarischen Bereich, verschiedenen Kulturen. Madame Mallory ist überzeugt, dass die indische Küche nicht als Küche ernst genommen werden kann. Sie sagt zu Hassan, der seine verschiedenen von seiner Mutter geerbten Gewürze behütet wie ein Schatz: „Curry ist Curry – oder nicht?“. Und ihr Küchenchef erzählt seinen Kollegen: „Ich habe den einen Inder im Supermarkt gesehen. Sein Wagen war voll mit Katzenfutter. Die haben nicht mal eine Katze. Ich nehme an, das war für das Curry.“
Aber auch auf der anderen Seite gibt es vorgefertigte Meinungen. „Papa“, der nicht gewohnt ist den angegebenen Preis zu zahlen sagt: „Normale Menschen zahlen den besten Preis, nur Europäer zahlen was verlangt wird.“
Madame Mallory – eine Geschichte die mit Vorurteilen klug spielt
Im Verlauf der Geschichte werden Vorurteile abgebaut und neue Wege beschritten. Hassan mariniert aus Zeitmangel Fleisch mit Wein wie die Franzosen, was seinen Bruder schockt und kommentiert dies mit: „Andere Länder andere Sitten“. Ein zweihundert Jahre altes französisches Rezept verfeinert er mit indischen Gewürzen und kocht sich mit dieser innovativen Haltung in den Michelin Sterne Himmel und nach Paris.
Je weiter er sich in den Michelin Himmel kocht, umso wissenschaftlicher wird diese Küche – in der Molekularküche ist nicht viel Platz für Emotionen. Hassan fehlt die Seele in diesen rostfreien Küchen aus Stahl, in denen in Reagenzgläsern gekocht wird. Er sehnt sich zurück nach seinem Leben in Saint-Antoin und kommt zu der Erkenntnis, dass es beim Kochen vor allem um Erinnerungen geht – wie wahr!
Natürlich kommt es dann zu einem prunkvollen Happy End (ich liebe Filme mit Happy End!) und ich habe eine kleine Träne unterdrückt. Denn leider klappt das mit der Integration im realen Leben ja leider nicht so einfach. Und das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt an dem Film – er ist hier und da ein bisschen vorhersehbar, rührselig und ein klein wenig kitschig – aber alles auf wunderbare professionelle Art und Weise. Im Pressetext heißt es :
„In Madame Mallory und der Duft von Curry siegt die Leidenschaft über Vorurteile. Es geht um das Zusammenführen zweier Welten durch die Kraft der Akzeptanz und des Verstehens und des vereinenden Wesens des Essens.“
Madame Mallory hat die Angewohnheit, sich von Bewerbern für ihr Restaurant ein Omelett kochen zu lassen. Sie weiß nach dem ersten Bissen, ob ein geborener Koch vor ihr steht oder nicht. Das hat mir sehr gefallen. Ich finde immer, man weiß ob jemand kochen kann, oder das Gefühl für gutes Essen in sich hat, wenn ganz simple Gerichte – wie z.B. ein guter Tomatensugo – gut gekocht oder erschmeckt werden. Hassan bietet Madame Mallory an, ein Omelett für sie zuzubereiten. Als sie sein Omelett probiert, erkennt sie sein Talent. Hassan, oder in diesem Fall sein Darsteller Manisch Dayal, hat dem Gericht seine eigene Note gegeben. Er erzählt:
“ In meiner Kindheit bereitete mein Vater immer ein ganz spezielles Omelette zu. Und das ist das Omelett, das wir im Film zubereiten. Da kommt Chilipulver dazu, Buttermilch, ganz viel Koriander und ein zarter Hauch schwarzem Pfeffer.“
Wer jetzt schon Lust auf ein Curry bekommen hat- hier das Rezept für mein
Bon Appetit!