Einkauen auf Reisen verlängert das Reisen bis nach Hause
Wir sind diesen Sommer wunderbar gereist. Von Berlin über München nach Italien. Mit der Fähre nach Sardinien , vom äußersten Norden bis ganz in den Süden von Sardinien und zurück über die Costa Verde im Westen wieder in den Norden. Um nach drei Wochen italienischer Küche etwas französische Gaumenfreuden zu erkunden eine Fähre kurze nach Korsika bestiegen und leider mit viel zu wenig Zeit Korsika in drei sehr sehenswerten Etappen -Bonifacio – Cortes – Calvi – durchquert. Dabei nicht nur im Meer und Pool mit Blick auf die Burg von Bonifacio, sondern auch in wilden Gebirgsbächen gebadet. Nach soviel Inselhopping haben wir uns dann für die Express-Fähre zurück ans Festland entschieden und noch drei Tage das trubelige Leben der Côtes d´Azur im August bestaunt und von uns geliebte und alt bekannte Restaurants aufgesucht und nach fast 4 Wochen sardischer und korsischer Einsamkeit das überschweifende Leben von St.Tropez in 24 h eingezogen. Der Abschied fiel uns schwer, aber Berlin und vor allem der Hund wollte uns wiederhaben. Um uns die Rückfahrt zu versüßen haben wir auf der Autobahnraststätte Montélimar in der Provence erstmal 400 g französischen Montélimar-Nougat gekauft, wie das schon unsere Eltern gemacht haben auf den langen Autofahrten entlang der Route du Soleil. Die Packung hat nur bis kurz vor Freiburg gereicht …
Den Geschmack des Urlaubs nach Hause mitnehmen
So erging es einigen kulinarischen Souvenirs, die wir eigentlich gekauft hatten, um uns in Berlin noch einmal an die Geschmäcker des Urlaubs zu errinnern. An vielen Punkten der Reise haben wir ein kleines kulinarisches oder anderes Andenken mitgenommen. Wenn nicht für uns, dann doch wenigstens für die Daheimgebliebenen, die Hund und Haus hüten mussten. So war unser Kofferraum am Ende der Reise bunt gefüllt und beim Auspacken der Delikatessen aus Sardinen, Korsika und der Provence erlebten wir viele schöne Momente der Reise gleich noch mal.
Kulinarische Souvenirs – ich kann nicht genug davon mitnehmen
Die Fischsuppen-Konservendose aus Bonifacio wartet nun darauf mit dem Ruoille aus Calvi verzehrt zu werden und sich geschmacklich mit einem Rosé vom provencalischen Weingut oder doch lieber dem aus St.Tropez oder gar dem Grauburgunder aus dem Südschwarzwald unserem letztem Stopp zu vereinen – und jedes Mal erleben wir wieder etwas Urlaub mit. Dabei wurde die Fischsuppen-Dose nur wegen der schönen Dose gekauft, da werden in Zukunft meine Kochlöffel ihren Platz einnehmen.
Das aus Sardinien mitgebrachte Gold – die Bottarga – wurde gestern schon zu Spaghetti mit Scampi serviert. Die schmeckten wunderbar und mit Bottarga (dem Kaviar der Sarden aus Roggen der Großkopfmeeräasche) bestreut ein klein wenig wunderbarer, aber kamen natürlich bei weitem nicht an die von uns gekochten Scampi-Pasta in Sardinien heran. Das Geräusch der Wellen, das Licht, und der Geruch vom Meer fehlen leider in Berlin. Und am Ende sind halt die hier gekauften Scampi nicht vergleichbar mit denen von Sandro unserem sardischen Fischer, der eigentlich studierter Künstler und DJ ist …. aber das ist eine andere Geschichte.
Meine Schwäche – fliegende Händler am Strand
Ich habe aber nicht nur Essbares mitgebracht, sondern jedes Jahr wieder, kann ich nicht widerstehen am Strand von fliegenden Händlern Waren zu erstehen: Schmuck, Handtücher und immer wieder grosse Tücher, die eigentlich Bettüberwürfe sind, aber bei mir zu Gartentischdekcen umfunktioniert werden – so wird jeder Gartenblick ein bisschen Urlaubsfeeling beinhalten. Ausserdem kaschieren die Decken wunderbar den schon zum zweiten Mal mit Packetklebeband reparierten Gartentisch. Wir bräuchten endlich einen neuen, aber irgendwie ist die Tischkasse immer von der Reisekasse aufgebraucht und da es meistens beim Ankommen in Berlin regnet, wird der Tisch ins nächste Jahr verschoben und dafür die neue Tischdecke genossen. Und dieses Jahr regnet es nicht und die Tischdecken haben ihren großen Auftritt;-)
Dieses Jahr hatte ich zwei besonders schöne in schwarz/weiß/rot grafisch gemusterte Exemplare erstanden. Ich konnte – kann – mich gar nicht satt sehen. Tja, aber leider habe ich eine der Decken eine Wäsche gegönnt …. was, mir der sudanesische Verkäufer versicherte gar kein Problem sei, denn seine Decken seien nicht wie die der anderen (damit hatte ich schon Erfahrung, sie geben viiiieeeeellll Farbe ab). Was soll ich sagen, eine meiner Decken ist jetzt hellrot/lila/ weiß. Grafisch gemustert ist sie zum Glück immer noch. Erst war mir zum Heulen, dann musste ich lachen, denn irgendwie hatte ich es mir auch schon gedacht. So wie die Scampi hier anders schmecken, das sardische Gold Bottarga hier anders riecht, verhalten sich auch am Strand gekaufte Decken hier anders. Und das ist auch gut so. Ansonsten wäre ja alles wie daheim und deshalb fahren wir ja nicht weg.
Tischdecken die Strandtücher sind und mich an besondere Tage erinnern
Meine Tischdecke vor dem Waschen mit Saltimbocca auf ihr serviert ….
… und nach dem Waschen mit Burrata und Salat dekoriert.
Ich werde also weiter kulinarische und andere Dinge auf dieser Welt von meinen Reisen sammeln und wenn ich eine Tischdecke brauche, die bestimmt ihre Farbe behält, dann kann ich dies ja auch ganz bequem vom Sofa tun. Und das ist auch gut so, denn was wir wirklich auf der ganzen Reise gesucht haben, war eine rote Tischdecke. Einfach rot, schlicht und schön. Wir haben überall danach Ausschau gehalten, in den schönen Läden von Boinfacio genauso wie auf dem wunderbaren Markt in St.Tropez und zu allerletzt sogar im beschaulichen Freiburg … aber leider ohne Erfolg. Daheim ein Klick im Netz und wir finden genau die, die wir suchten.
Das ist der Unterschied. Auf Reisen sollte man nicht nach bestimmtem Dingen suchen, die man meint zu brauchen, sondern Dinge die mit Erinnerung und schönen Erlebnissen und Eindrücken verbunden sind. Oftmals haben diese Dinge dann auch nur für einen selbst eine besondere Bedeutung. Die daheim gebliebenen, die man damit beglückt, schauen einen manchmal auch etwas verwirrt an. So habe ich dem wunderbaren Hundesitter als Dankeschön u.a. auch ein Gläschen Bottarga mitgebracht. Er hat mit gerunzelter Stirn genau die Inhaltsstoffe studiert und ich bin mir nicht sicher, ob das Glas nicht für immer tief im Küchenschrank verschwindet. Er verbindet mit Bottarga eben nicht wie wir den Geschmack von Sardinien. Einer anderen Freundin habe ich (vor den Mündern der Kinder gerettetes) französischen Montélimar Nougat mitgebracht. Sie hat sich riesig gefreut, weil auch sie wunderbare Kindheitserinnerungen mit diesem Nougat aus der Nord-Provence verbindet.
Die rote Tischdecke bestelle ich jetzt Online und tu einfach so, als wäre sie aus Frankreich …. stimmt ja auch fast, sie wird dort hergestellt. Für den Beschenkten ist das eigentlich egal – für ihn ist die Decke von uns und sie wird immer mit uns in Beziehung gesetzt werden, egal wo wir sie gekauft haben. So hat mein Mann die in einem badischen Weingut ebenfalls als Geschenk gekauften Weinflaschen kurzerhand gegen badische Weine aus dem hiesigen Supermarkt getauscht. Ich war zunächst etwas erstaunt, aber seiner Erklärung kann ich viel abgewinnen:
„Für sie (die Beschenkte) ist das einfach badischer Wein. Für uns ist es ein Morgen mit einem guten alten Freund der extra mit uns nach Ebringen fährt um bei Ludwig Mißbach zur Erinnerung an einen schönen Abend roten Gutedel mit uns zu kaufen und der Abschluss einer wunderbaren Reise“.
Recht hat er. Aber heißt das jetzt, wir kaufen nie mehr Mitbringsel ein? Nein – natürlich nicht. Aber das Nachdenken über den Sinn von kulinarischen und anderen Reisemitbringseln machte mir gerade Spaß. Das mag daran liegen, dass ich für mein Hobby – die Philosophie – im Urlaub endlich mal wieder etwas Zeit hatte und ein Buch mit dem wunderbaren Titel „Was tue ich hier eigentlich? – Philosophisch denken lernen und nebenbei das Leben verstehen“ (von Nicolas Dierks) gelesen habe. Sehr als Lektüre zu empfehlen. In diesem Sinne ….
… ja – was tue ich hier eigentlich?