Forsthaus Strelitz

Zu Gast in Brandenburg bei Wenzel Pankratz – ein kulinarischer Genuss und ein besonderes Erlebnis!

written by Natali Borsi 1. Mai 2019

Forsthaus Strelitz

Dieses Haus am Waldrand 100 km nördlich von Berlin ist vermutlich kein Geheimtipp mehr. Ich hatte vor einiger Zeit bereits darüber gelesen, aber Neustrelitz schien zu weit weg, um dort „nur“ zum Essen hinzufahren.

Aber dann hatte der Zufall seine Finger im Spiel. Ich blieb bei der Instagram Story von The Duc Ngo , dem momentan in Berlin erfolgreichsten Gastronomen vietnamesischer Abstammung hängen. Ich liebe seine Restaurants und seine Küche. Die Story begann mit Blick auf Schweine im trüben Märzlicht. Dann erschien ein interessant aussehendes Gasthaus im Wald. Ich war noch skeptisch, doch als die ersten Bilder des Menüs erschienen, wurde ich neugierig. Am Ende der Instagram Geschichte schleckt The Duc Ngo seinen Teller ab und verzog sein Gesicht dabei in kulinarischer Ekstase. Ab da war es um mich geschehen. Ich habe sofort für das nächste Wochenende einen Tisch und zwei Zimmer reserviert und mich auf einen Landausflug ins Berliner Umland im wetterunbeständigen April gefreut. Eher ungewöhnlich für mich, aber ich war neugierig geworden und nebenbei hatte ich eine perfekte Überraschung für meinen Mann gefunden. Wir würden im Forsthaus Strelitz in seinen Geburtstag feiern und schauen wer da kocht und The Duc Ngo dazu bringt seinen Teller abzuschlecken.

Forsthaus Strelitz – hier kocht Wenzel Pankratz

Am Herd steht in diesem kleinen puren Haus im Wald einer, der es wirklich gelernt hat. Das war zunächst allerdings weder seine Absicht noch sein Kindheitstraum war. In einem sehr lesenswerten Interview der Zeitschrift Effilee antwortet Wenzel Pankratz auf die Frage: „Eigentlich wolltest du gar nicht Koch werden?“

Stimmt. Weil das ein Scheißjob ist. Viel Arbeit und nie Zeit. Ich dachte, jeder Junge will Autoschlosser werden und schrauben, aber einer muss ja auch kochen, dann hab ich die Kochausbildung gemacht. Dann, im zweiten Lehrjahr, morgens, da hat Mutti mich zur Arbeit gefahren, da höre ich im Radio, dass die meisten männlichen Auszubildenden in Mecklenburg Koch-Auszubildende sind. Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Ich dachte, das kann doch nicht sein, ich denke, ich mach was Besonderes, und plötzlich macht das jeder.

Regionale Küche aus dem Garten – Forsthaus Strelitz

Ich kann nur sagen, wenn das jeder der Koch-Auszubildenden in Mecklenburg so besonders gemacht hätte, dann wäre das Berliner Umland ein Schlaraffenland. Leider hätten wohl die meisten doch lieber Autoschlosser werden sollen. Bei Wenzel Pankratz hingegen wäre ein Talent verloren gegangen. Er hat etwas Besonderes aus seiner Kochausbildung gemacht und schon zu Beginn beschlossen, nur bei den Besten zu lernen. Auch wenn er bis zu seinem dritten Lehrjahr nicht wusste, was der Gault Millau für eine wichtige Rolle spielt in der Gastronomie, hat er sich unter Anderem beim 2-Sterne Koch Michael Kempf im Berliner Restaurant Facil ausbilden lassen und das schmeckt man.

Forsthaus Strelitz – Kochen mit Holzofen

Im Jahr 2015 hat Wenzel Pankratz, ein waschechter Mecklenburger, der in Neustrelitz geboren wurde, das Gasthaus  von seinem Vater übernommen, der hier bereits ein Restaurant betrieben hat. Er hat alles renoviert und dem Restaurant einen sehr coolen Touch verpasst. Karg und pur und gleichzeitig durch die warme Wandfarbe und die wohnlichen Holztische gemütlich. Der Blick beim Eintreten fällt sofort auf die offene Küche, in der Wenzel Pankratz mit Holzfeuer kocht. In einem interessanten Interview mit dem NDR sagt er:

Ein Induktionsherd war mir zu teuer und ein Elektroherd zu schwach. Es war ein Versuch und es funktioniert.

Der Versuch ist ein von ihm entworfenen Herd, der mit Holz beheizt wird und den eine dicke Edelstahlplatte und eine Feuerlucke zum Grillen über offener Flamme auszeichnet. Ich bin ziemlich neidisch auf diese Konstruktion, die Grillen und gleichzeitig Kochen auf verschiedenen Hitzezonen erlaubt. Einfach und genial!

Und was wird hier so gekocht Herr Pankratz?

Kurz gesagt: Regional und biologisch.

Das klingt wie viele momentane Erfolgsrezepte für Großstädter und funktioniert auch gut in Berlin – man denke nur an das Restaurant Nobelhardt & Schmutzig. Aber ich finde im Fortshaus Strelitz ist es anders. Weniger bemüht oder pseudo abgehoben, sondern ungezwungen und authentisch. Die Gänge werden nicht prätentiös erklärt, was sie da auf den Tellern haben. Da heißt es einfach „Rind und Porree“. Wie oft das Rind gestreichelt wurde und wann der Porree von wem geerntet wurde, bleibt ein Geheimnis. Man denkt es sich. Das Rind wird es gut gehabt haben und der Porree irgendwo vom Feld über das man vorher gelaufen ist. Das ist schön und wunderbar simpel oder wie Herr Pankratz selbst sagt:

Einfach, aber nicht so einfach.

Unser Menü – Zu Gast bei Wenzel Pankratz

Es gibt nur ein Menü, das sollte man wissen. Wer kein „Alles Esser“ ist, sollte sich vorher erkundigen, was für Alternativen machbar sind. Wir wurden gefragt, bei unserer Ankunft, ob wir irgendetwas gar nicht essen. Auf die Frage ob es eine Alternative zum Spargel mit Blauschimmel gäbe, war die Antwort allerdings nein ,-). Mein Mann hat sich gefreut und hatte diesen Gang dann ein paar Mal mehr.

Als Gruss aus der Küche gab es köstlich geröstete Leinsamen Chips. Ich bin gerade dabei herauszufinden, wie ich diese nachmachen kann. Der kleine Dip dazu besteht aus Buttermilch, die im Kühlschrank 24 Stunden abtropfen darf. Köstlich!

Wir haben uns für die Weinbegleitung entschieden. Mir hat es ganz gut gefallen, meinem Mann weniger, da viel naturtrübe Weine und auch ein Cidre gereicht wurden. Ich fand einige Kombinationen sehr gelungen, aber eine ehrliche Flasche Wein zum Menü wäre auch eine Idee das nächste Mal ;-).

 

Forsthaus Strelitz – ein Restaurant mit Doppelzimmern

Wer im Forsthaus in der Berliner Chaussee 1 zu Gast ist, kann auch übernachten und das sollte man auch tun. Denn die Berliner Chaussee 1 klingt zwar fast, als sei man in Berlin und der Gastraum ist auch zumindest an unserem Abend von Berliner Gästen belegt, aber ich hätte nach diesem wunderbaren Essen mit Weinbegleitung nicht mehr 150 km nach Hause fahren wollen.

Die Zimmer sind wie das Essen, „einfach, aber nicht einfach so“. Pur und fast ein bisschen wie im Kloster. Uns hat es gefallen, aber ich hätte nichts gegen Seife im Bad. Wobei jetzt wo ich es weiß ist es auch egal – einfach Seife einpacken.

Der krönende Abschluss: Das Frühstück im Forsthaus

Wer nicht übernachtet, verpasst vor allem das wirklich sehr schöne Frühstück. Selbstgebackenes Brot, eigener Honig und Marmelade, tolle frische selbstgemachte Mettwurst und guter Café.

Nach dem Frühstück noch ein kleiner Spaziergang über das Gelände und der Landausflug ist perfekt.

Information:

Forsthaus Strelitz

Berliner Chaussee 1

17235 Neustrelitz
Telefon: +49.3981-447135

info@forsthaus-strelitz.de

Öffnungszeiten:

Oktober bis April von Donnerstags bis Sonntags ab 19 Uhr - Montag bis Mittwoch Ruhetag

Mai bis September von Mittwoch bis Sonntag ab 19 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetag

Eines ist sicher: Wir kommen wieder….

…. und wieder mit Hund – er vermisst seine Freundin schon 😉

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2 comments

Dagmar Hoppe 10. Mai 2019 - 14:21

Sehr schoen warmherzig geschrieben! Macht Lust auf einen Besuch, besonders auch die eindrucksvollen Fotos!

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Natali Borsi 18. Mai 2019 - 20:16

Danke Dir 🙂

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