1.Georg Kolbe Museum
2. Corbusierhaus
3. Bröhan-Museum
4. Berggruen-Museum
5. Sammlung Scharf-Gerstenberg
1. Verstecktes Kleinod – das Georg Kolbe Museum
Es liegt etwas abseits im Westend – das Georg Kolbe Museum. Das ehemalige Atelier- und Wohnhaus des Bildhauers Georg Kolbe und zeigt neben Kolbes Skulpturen auch beachtenswerte Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Im Moment lädt „Bunte Steine“ zum Staunen: Da trifft eine filigrane, giftgrüne Glassäule auf das wuchtige Bild „Kollision“, welches wiederum hinter ziemlich groben Felsbrocken plaziert ist .
Steinsammlung der anderen Art im Georg Kolbe Museum
Spannungsreich kommt die aktuelle Schau im Georg Kolbe Museum daher. Dreißig Arbeiten von drei Künstlern werden gezeigt. Die beiden Bildhauer William Tucker und Kai Schiemenz und der Maler Stefan Guggisberg haben sich an einem Erzählband von Adalbert Stifter orientiert, der „Bunte Steine“ heißt. Geschichten mit Namen wie Granit, Kalkstein, Turmalin oder Bergkristall sind Dreh- und Angelpunkt der Erzählungen rund um Mensch, Natur und deren Zusammenspiel. Literatur trifft auf Kunst. Die drei Künstler haben das Motiv des Steines in ihren Arbeiten aufgegriffen – eine Steinsammlung der etwas anderen Art ist nun zu sehen.
Bronzefelsen aus dem Nichts
So scheinen William Tuckers Skulpturen auf den ersten Blick eher wie brutal in Kolbes Atelierraum geworfene Gesteinsbrocken. Ob sie wirklich nur von Wind und Wetter bearbeitet sind? Bei genauerer Betrachtung sind die Felsen aus Bronze. Je mehr ich mich auf sie einlasse, um so mehr ergeben Namen wie „Hommage to Rodin“ oder „The Hero at Evening“ plötzlich Sinn. Ich erkenne Nasen und ganze Gesichter. Je nach Perspektive sind diese groben, kantigen, zerborstenen Skulpturen plötzlich fein und zart. Am liebsten möchte ich darüber streichen, aber das geht ja leider nicht.
Flauschige Unendlichkeit
Irritierend schön sind die Bilder von Stefan Guggisberg. Gerade im Dialog mit Tuckers Bronzebrocken wirken sie zunächst wie Landschaften aus dem Weltall. Meteroitenreste und Sternteile fliegen hier durch die Unendlichkeit. Aber auch die kleineren Arbeiten ziehen mich in den Bann. Guggisberg trägt verschiedene Farbenschichten mit einer besonderen Technik übereinander auf das Papier und nimmt dann mit einem Radiergummi Schicht um Schicht weg. So entstehen grandiose, flauschig wirkende Farbräume, in die ich mich am liebsten à la „Raumschiff Enterprise“ hinein beamen möchte.
Eintauchen in Regenbogen
Die Glasarbeiten von Kai Schiemenz sind ebenfalls faszinierend. Manche seiner Skulpturen schimmern zum Teil in Regenbogenfarben. Säulengleich strecken sie sich empor. Transparent und filigran sind sie ein starker Kontrast zu den runden, unscharfen Formen in Guggisbergs Bildern oder zu Tuckers amorphen Bronzen. In einfarbig gegossenem Glas sind Risse, Sprünge und Absplitterungen deutlich zu erkennen. Je nach Position und Lichteinfall erweitern selbst einfarbige Skulpturen verführerisch ihr Farbspektrum. Eine wunderbare Ausstellung, um sich in Kunst zu verlieren und die Geschichten der einzelnen „Stein“-Kunstwerke eingehend zu ergründen.
Kaffee im Skulpturengarten des Ernst Kolbe Museum
Gerade im Frühling und Sommer lädt übrigens das zum Museum gehörende Café K zum Verweilen. Kaffee und Kuchen mit Blick auf das Atelier und einige von Kolbes Skulpturen, die im Garten verteilt sind. Das Café befindet sich im ehemaligen Wohnhaus, das für die Tochter des Bildhauers gebaut wurde. Das Ensemble hat Ernst Rentsch 1928/29 gemeinsam mit Georg Kolbe entworfen. Es gilt bis heute als herausragendes Beispiel für die moderne Schule des neuen Bauens in Berlin.
2. Imposante Wohnmaschine von Le Corbusier
Noch eine Ikone der Architektur ist zu Fuß in knapp fünf Minuten erreichbar. Am Ende der Sensburgerallee lande ich direkt an der vertikalen Stadt. Die Wohnmaschine, wie das Gebäude im Berliner Jargon auch genannt wird. Gemeint ist das Corbusierhaus. 141 Meter ist der Riegel lang, aber nur knapp 22 Meter breit und 52 Meter hoch. Da das Hochhaus auf einem Hügel liegt, wirkt es noch imposanter.
Wunderbar verschachtelt
Der Schweizer Architekt LeCorbusier hat das Gebäude „Unite d‘Habitation, Typ Berlin“ für die Internationalen Bauausstellung 1957 in Berlin entworfen. 530 Wohnungen sind in dem Haus verteilt. Das Unesco-Weltkulturerbe ist einen Besuch wert. Im Eingangsbereich informieren ein paar Fotos über den Bau und erzählen Geschichten einiger Bewohner. Wer an Architektur interessiert ist kann an Führungen teilnehmen. Genial ist die Verschachtelung der unterschiedlichen 2-bis 4 Zimmer Maisonette-Wohnungen, die auch von außen gut erkennbar ist.
3. Bauhaus-Design im Bröhan-Museum
Das Bauhaus feiert dieses Jahr seinen 100. Geburtstag. Wer sich auf die Spuren dieser Ikone begeben möchte, dem sei die Ausstellung „Von arts and crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ ans Herz gelegt. Ein etwas sperriger Titel, aber die umfangreiche Schau im Bröhan-Museum ist ein glänzender Beitrag zur Einordnung der Kunstschule, die damals ganz neu die Zusammenführung von Kunst und Handwerk einforderte.
Ideengeber für das Bauhaus
Schließlich ranken sich Mythen und Märchen um das sagenumwobene Bauhaus. Wie frei darf die Form sein? Ist Design Kunst? Sollen Designer mit dem Handwerker oder besser mit der Industrie zusammenarbeiten? Fragen über Fragen, wenn ich ans Bauhaus denke. Im Bröhan lerne ich, dass diese Fragen bereits 50 Jahre vor der Bauhaus-Gründung von der englischen Arts and Crafts-Bewegung gewälzt wurden. Eigentlich logisch, dass das Bauhaus auch eine Inspirationsquelle hatte. In dieser sehr gut kuratierten Ausstellung, begebe ich mich in die Welt von Schlichtheit, Eleganz und Funktionalität.
Mit Tapete, Tischen und Teeservice durch die Design-Geschichte
Mit Stühlen, Tischen, Tapeten, Grafiken, Keramikarbeiten, Porzellan und allerlei Alltagsgegenständen geht’s durch 50 aufregende Jahre der Geschichte des Designs: Arts and Crafts war der Gedankengeber Nummer eins. Damals arbeiten Handwerker und Künstler eng zusammen, wie auch in der ersten Phase des 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründeten Bauhauses. Aber auch die Glasgow School, der Wiener Jugendstil, Deutscher Werkbund und die holländische Gruppe de Stijl beeinflussten die Formansprache der Bauhäusler nachhaltig.
Design- Ikonen für alle
Die Primärfarben rot, gelb, blau tauchen bei den Holländern zuerst auf – auch Kreis, Quadrat und Dreieck sind hier formgebend. Die Kunst dominiert die Gestaltung, die reine Form wird zur idealen Ästhetik im Maschinenzeitalter. Ab 1923 ist „Kunst und Technik als neue Einheit“ auch das Motto im Bauhaus. Der ungarische Konstruktivist Laszlo Moholy-Nagy ist der ideale Künstler für diese neue Richtung. In seiner Metallklasse entstehen die bis heute legendäre Entwürfe der Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer oder die ikonische Tischlampe von Wilhelm Wagenfeld.
Das Bauhaus und seine Meister
Ornamentlos und grafisch. Wenig spektakulär, sachlicher und noch funktionaler ist das Bauhaus schließlich in der Zeit ab 1923 nach seinem Umzug von Weimar nach Dessau. Dort entsteht die Bauhausakademie mit dem Untertitel „Hochschule für Gestaltung“ unter Direktor Hannes Meyer. Auch die in Dessau gebauten, streng geometrischen Meisterhäuser, die mit farbigen Wänden und modernen Stahlrohrmöbeln eingerichtet sind, vervollständigen das Gesamtkunstwerk im Baushausstil, wie wir ihn heute kennen.
4. Das Leben von Bildern im Berggruen-Museum
Das Mädchen im gelben Pullover, die Lesende oder Dora Maar von Pablo Picasso, das Lebkuchenbild von Paul Klee, kubistische Bilder von Georges Braque, tanzende Farben von Henri Matisse – wer hat nicht sofort die Werke dieser Superstars der Kunst vor seinem inneren Auge. Welche Reisen diese Bilder aber hinter sich haben, wem sie mal gehörten – rechtmäßig oder auch nicht – das bleibt in der Regel im Verborgenen. Hinter die Bilder gucken und deren Leben nachfühlen, das geht zur Zeit im Museum Berggruen in der Ausstellung „Biografien der Bilder“.
Verschlungene Wege
Drei Jahre lang wurden die Wege von 135 Bilder von Picasso, Klee, Braque und Matisse aus dem Nachlass des jüdischen Sammler und Kunsthändler Heinz Berggruen genau erforscht. Besonders die Zeit von 1933 bis ´45 war interessant. Denn die Nationalsozialisten wussten sehr wohl um den Wert der „entarteten“ Kunst und betrieben schwunghaften Handel damit. Diese unbekannten Bilder-Biografien sind jetzt im Museum zu sehen. Zu jedem Bild gibt es eine Art Legende, in der ich nachlesen kann, wer zu welcher Zeit die Besitzer waren. Bei einigen Kunstwerken kann ich sogar die Bilderrückseite betrachten, was besonders spannend ist, da Aufkleber oder handschriftliche Notizen zu Ankaufsdaten zu entdecken sind.
Welches Bild gehörte wem und wann?
Alle Bilder hatten lange Reisen hinter sich bis sie schließlich im Eigentum von Berggruen landeten. So wurde beispielsweise Paul Klees Papierarbeit „Felsenkammer“ vom Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler (der Pariser war von 1941 bis 1945 vor den Nazis untergetaucht) nach dem zweiten Weltkrieg an den Regisseur Billy Wilder verkauft. 1989 verkaufte der es an Heinz Berggruen, der es zunächst weiterverkaufte, um das Kleebild neun Jahre später endgültig in seine Sammlung aufzunehmen. Es macht Spaß, auf diese Weise einen Einblick in den wissenschaftlichen Alltag der Provenienzforscher zu bekommen.
Und plötzlich: schwarze Bilder!
In der Mitte dieser modernen Klassiker stoße ich auf einmal auf zeitgenössische Kunst von Raphael Denis. Die sehenswerte Installation„Normal Laws of Errors: Picasso Project. Version Berggruen“ beschäftigt sich mit den von Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) eingezogenen Kunstwerken im besetzten Frankreich. 87 Bilder von Pablo Picasso baute der Franzose Denis nach, bemalte sie schwarz und versah sie mit von der ERR vergebenen Inventarnummern. Damit bekommt das geschehene Unrecht ein Mahnmal. Ihnen gegenüber gestellt ist übrigens unter anderem das Mädchen im gelben Pullover.
5. Zeichendieb unterwegs in der Sammlung Scharf-Gerstenberg
Und noch ein letzter Tipp: In der Bröhan- und Berggruen-Museum gegenüberliegenden Sammlung Scharf-Gerstenberg geht es um Geheimschriften und ägyptische Hieroglyphen. Max Ernst als „Zeichendieb“. Seine gezeigten Collagen, feinen Skulpturen, Grafiken und Zeichnungen stecken voller seltsamer buchstabenähnlicher Zeichen. Nur selten hat er sie selber erfunden. Der Künstler bediente sich mit diebischer Freude an bereits vorhandenen Material und schuf wunderbare, neue surrale Botschaften. Lohnenswert. Auch, weil das Kalabscha-Tor am Eingang der Sammlung noch da ist, bevor es demnächst in das Humboldtforum und die dortige ägyptische Sammlung umziehen wird.
Info-Teil
Bunte Steine
William Tucker, Kai Schiemenz, Stefan Guggisberger
- Bis 1. Mai 2019
- Täglich 10 bis 18 Uhr
Sensburger Allee 25, 14055 Berlin
Flatowallee 16, 14055 Berlin
Von arts and crafts zum bauhaus
- Bis 5. Mai 2019
- Di bis So 10 – 18 Uhr
Schloßstraße 1a, 14059 Berlin
Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen
Picasso -Klee – Matisse – Braque
- Bis 19. Mai
- Di bis Fr 10 – 18 Uhr
- Sa bis So 11 – 18 Uhr
- Montags geschlossen
Schloßstraße 1, 14059 Berlin
Max Ernst. Zeichendieb
- Bis 28. April
- Di bis Fr 10 bis 18 Uhr
- sa bis So 11 bis 18 Uhr
- Montags geschlossen
Schloßstraße 70, 14059 Berlin