Alles Neu macht der Mai! Das Gallery Weekend Berlin findet in diesem Jahr nicht im April statt. Die 21. Ausgabe startet am 2. Mai und 52 Galerien zeigen an 59 Standorten Neues von 80 Künstlerinnen und Künstlern. Klingt nach viel? Ist aber machbar: Also ready steady go! Unsere Highlights für das kunstvolle Wochenende.
In Berlin geht Beides und besonders zum Gallery Weekend kurz GWB.
Die 21. Ausgabe startet am 2. Mai. Es gibt viel sehen, erleben und unendliche Kilometer zu laufen.
Wie immer gilt: die meisten Kunstwerke und Installationen sind noch ein paar Wochen länger in den Galerien zu Gast.
Also kein fear of missing out, denn
relief of missing out ist das neue Credo.
Für den Blog habe ich auch eine Liste mit besonderen Orten zusammengestellt.
Aber first things first:
1. Die Galerien
Schließlich ist das hier ihr ganz besonderes Wochenende!
Die Öffnungszeiten aller Galerien: Vernissage-Abend am 2. Mai 18 bis 21 Uhr, am 3. Mai 11 bis 19 Uhr und am 4. Mai 11 bis 18 Uhr. Kleiner Tipp: Viele Galerien haben schon am 1. Mai geöffnet!
Folgende Galerien steuere ich bei dieser 21. GWB-Ausgabe definitiv an.
Die Liste ist nicht vollständig.Daher empfehle ich den Klick zum Gallery Weekend im world-wide-web, der ist weiter unten im Infoteil verlinkt.
Viel Spaß beim Zusammenstellen der eigenen Tour, Entdecken und Treiben lassen!
Mitte & Kreuzberg
Tolle Bildhauer
Bei Buchmann freue ich mich auf die abstrakten Skulpturen und Zeichnungen von Tony Cragg. Der englische Bildhauer arbeitet mit Holz, Metall, Kunststoff und Glas. 250 Zeichnungen werden mit Skulpturen aus seinerIndustrial Nature Serieverglichen.
Charlottenstraße 13, 10969 Berlin
It is Night Outside heißt die erste Einzelausstellung von Monica Bonvicini bei Captain Petzel. Auf drei Etagen der Galerie gibt es Skulpturen, Glas- und Papierarbeiten sowie eine standortspezifische Videoinstallation zu entdecken. In ihr hinterfragt die Künstlerin, was Architektur angeblich in Bezug auf Sicherheit und Identität bieten kann.
Karl-Marx-Allee 45, 10178 Berlin
Eine sehr besondere Videoarbeit
In der Galerie Sprüth Magers gibt es etwas Besonderes: Cyprien Gaillard begibt sich mit seinem neuestem 3-D-Film Revival Retinary auf die Suche nach Artefakten, Denkmälern und architektonischen Strukturen, die ihren ursprünglichen Zweck verloren haben. Der französische Künstler begeistert mich immer wieder.
Diese hypnotisierende Reise durch Deutschland und die Zeit ermöglicht durch eine neue Technologie des Eintauchens mit 4k-Auflösung und 120 Bildern pro Sekunde einen anderen Bildraum zu erleben.
Oranienburger Str. 18, 10178 Berlin
Lichtmagier am Pfefferberg
Neugerriemschneider zeigt an seinem Standort in der ehemaligen Brauerrei auf dem Pfefferberg Olafur Eliassons neunte Einzelausstellung. Der Ort ist toll, sein Sudio ist eigentlich nur einen Steinwurf entfernt. Der Titel der Schau muss hier erwähnt werden: The lure of looking through a polarised window of opportunities, or seeing a surprise before it’s reduced, split, and then further reduced.
Da ich den sneak peek in diesem Jahr nicht wahrnehmen konnte, kann ich zu dem Titel nichts weiter verraten…
Aber, ich bin gespannt auf die neue Werkserie, in denen sich Eliassons mit den physikalischen Eigenschaften des Lichts auseinandersetzt.
Pfefferberg Christinenstraße 18 – 19
Bücherkunst im Bunker
Auch der Fichtebunker hat es in sich und die Galerie Ebensperger zeigt unter anderem Julius Deutschbauer und seine Bibliothek der ungelesenen Bücher. Seit 1997 beschäftigt den österreichischen Künstler die Frage, warum wir Bücher besitzen, die wir nie gelesen haben. In seinem ständig wachsenden Archiv seziert er unsere Lesegewohnheiten, intellektuellen Ambitionen und spiegelt kulturellen Erwartungen humorvoll und kritisch wider.
Fichtebunker, Fichtestraße 6, 10967 Berlin
Steckt voller aufregender Kunst: die Galerie Ebensperger im Fichtebunker
Potsdamer Strasse
Zuerst in die Mercatorhöfe
Klar, die Mercatorhöfe in der Potsdamer Straße 77 – 87 sind ein Must. Der GWB-Eröffnungsabend am 2. Mai von 18 bis 21 Uhr das Highlight für viele Kunstenthusiasten.
Die Galeriendichte ist hier besonders hoch. Also schnell hinein zu Jarmuschek und Partner, Reiter, Hua International, Galerie Kristin Hjellegjerde, die erst kürzlich aus Mitte hierher gezogen ist. Ebenso wie Thomas Schulte, der seinen zweiten Standort in den Höfen eröffnet hat.
Das dichteste Galerien-Cluster Berlins liegt in diesem Innenhof
Phantastische Räume
Dann ist da noch Esther Schipper, sie zeigt die Chinesin Sun Yitian und die äthiopische Künstlerin Merikokeb Berhanu, die mit ihren Biomorphen Malereien bei der Biennale 2022 The Milk of dreams in Venedig dabei war. Ich freue mich auf das Wiedersehen.
Weiter zu Max Hetzler, der in den ehemaligen Rotationshallen gewaltige, überraschend und neue Fotografien von Thomas Struth zeigt.
Schnell noch nebenan zu Judin, wo ich mir die Schau Bombois von Anholt von vielen verschiedenen Kunstschaffenden anschauen werde.
Dann kreuz & quer
Noch mehr spannende Kunstorte findet sich im nördlichen Schöneberg in der Galerie ChertLüdde, Noah Klink, Zwinger Galerie, die Galerie KOW, Tanya Leigton, Galerie Heidi, Schiefe Zähne, Galerie Guido W. Baudach und Tanja Wagner. Alle finden sich im Programm des unten verlinkten GWB-Programms.
Bei Barbara Wien am Schöneberger Ufer 65 (3. Stock) werde ich in der Ausstellung Art and science are the same thing des 2021 verstorbenen Künstlers Jimmie Durham vorbei schauen.
Charlottenburg
Bekanntes & Neues
Marianna Simnett zeigt neue Arbeiten bei SOCIÉTÉ in der Wielandstraße 26. Ich bin gespannt auf Charades, in der sie sich in neuen Werken mit den fließenden Grenzen zwischen individuellem und kollektivem Verhalten auseinander setzt. Sie nimmt die Vorstellungen von Maskerade, Macht und Ritual auseinander.
Anne Imhof ist bei Galerie Buchholz in der Fasanenstraße zu Gast. Mein all-time-favourite!
Bei Friese am Fasanenpatz gibt es Dieter Krieg, der gerade eine große Soloschau im Museum Küppersmühle in Duisburg hat. In den Räumen von Mehdi Chouakri treffen Sylvie Fleury und Angela Bulloch aufeinander. An seinem Standort Wilhelmhallen zeigt der Galerist ebenfalls Sylvie Fleury in Kombination mit Charlotte Posenenske.
Sylvie Fleury am 2. Standort von Mehdi Chouakri
Viel gute Kunst
Meyer Riegger zeigt Horst Antes und Ich bin das Haus.
Liebe Natali, du bist der größte Fan der Kopffüssler von Antes, den ich kenne! Daher hoffe ich sehr, Du schaffst es in die Schaperstraße 14.
Weiter zu Contemporary Fine Arts, die den Schweizer Tobias Spichtig zeigen. Raffiniert kritisch sind seine Werke und die Figuren in seiner Malerei haben etwas vampirhaft mystisches.
Das Duo von Haverkampf Leistenschneider zeigt in der hellen Hochpaterre Wohnung bereits ab dem 30. April die großartigen Arbeiten von Anna Grath und Lois Dodd.
Immer weiter
Bei Wentrup freue ich mich auf Desire Moheb-Zandi mit Cross Over. Ihre gewebten Arbeiten aus recycelten Material sind mir schon im vergangenen Jahr in der Galerie aufgefallen und ich freue mich sehr, mehr von ihr sehen zu können. Tradition trifft auf Upcycling, trifft auf kulturelle Identität.
Ach, und bitte unbedingt auch zu Robert Grunenberg in der Kantstraße 147
Noch nicht genug Kunst-Idee-Touren?
Weiter geht es mit den zeitlich begrenzten Schauen:
2. Besondere Orte
KaDeWe Schaufenster
Kunst im Schaufenster ist gerade en vogue. Zum Gallery Weekend werden für Schau, Fenster zehn Schaufenster des berühmten Berliner Kaufhauses von Künstlerinnen und Künstlern bespielt, Mit dabei sind Skulpturen, Installationen, Videoarbeiten und Malereien von Pamela Rosenkranz, John Mille, Benjamin Heisenberg, Alexandra Bircken oder Karin Sander.
Das einzigartige: Nur die Kunst ist 24/7 zu sehen, keinerlei Waren werden gezeigt. Kein Gucci, kein Prada. kein Dior oder was auch immer zum Kauf verführen soll. Kurator Sebastian Hoffmann ist der Überzeugung, dass das ein Novum ist.
Herrlich. Am schönsten ist es abends, wenn die Kunst aus den Auslagen besonders magisch leuchtet und die Passanten fasziniert den Schritt verlangsamen und verweilen. Noch bis zum 10. Mai während des GWB rund um die Uhr beleuchtet.
Übrigens die Baseler Ausstellung Fresh Window läuft noch bis zum 11. Mai im Museum Tinguely.
Die Tankstelle Pace I Galerie Judin
In den 50er Jahren war es eine Tankstelle in der Bülowstraße, dann wurde die zum Wohnhaus des Galeristen Juerg Judin, schließlich zog das Kleine Grosz Museum ein. Das bezaubernde Museum für den großartigen Künstler George Grosz musste leider schließen. Aber es bleibt ein Ort voller Kunst und Leben. Die Galerie Judin bespielt künftig gemeinsam mit Pace die Räume. Es gibt zudem ein Café und eine Buchhandlung.
Es wird zwei Ausstellungen im Jahr geben. Den Auftakt macht für Pace die Schau Reverse Alchemy: Dubuffet, Basquiat, Nava. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten auf Papier. Die Werke von Dubuffet und dem jungen Basquiat aus den 1980er Jahren bieten einen Kontext für die jüngsten Arbeiten des zeitgenössischen Künstlers Robert Nava auf Papier.
Und bei Judin wird Tom of Finland mit seinen wegweisenden Zeichnungen das Publikum anziehen. Der finnische Künstler Touko Valio Laaksonen (1920 geboren, 1991 gestorben) ist vor allem für seine homoerotischen Illustrationen bekannt.
Bülowstraße 18, 10783 Berlin
Eternit Haus
Das Eternithaus ist Teil einer denkmalgeschützen Wohnanlage von Paul Baumgarten. Er hat das Ensemble1957 anlässlich der Interbau im heutigen Hansaviertel entworfen und gebaut. Schon beim 19. GWB ein Teil meiner Tipps.
Dieses Mal wird dieser herrliche Kunstort erneut bespielt. Die Rope Gallery aus München ist für drei Tage mit Vintage Möbeln zu Gast. Das darüberliegende Duplex-Appertement wird von Gerold Miller und Katrin Bremermann bespielt. Der Titel ihrer Schau ist living with art, beide arbeiten abstrakt, aber unterschiedlich.
Altonaerstraße 1, 10557 Berlin, freitags von 15 – 18 Uhr, samstags 11 bis 18 Uhr und sonntags 11 bis 14 Uhr
Die beiden unteren Fotos zeigen die Intervention #1 im Bröhan Museum. Abstrakte Kunst von Miller trifft auf Sammlungsobjekte Schlossstraße 1a, 14059 Berlin.
Am 3. Mai können Neugierige dort Gerold Miller bei einem Talk erleben, (um 16 Uhr) und am 4. Mai ist der dann letzte Tag der Ausstellung. Empfehlenwert!
Elisabethkirche
Noch bis zum 4. Mai ist die Ausstellung „I sought my Soul“ in dem Schinkelbau in der Invalidenstraße 3 zu sehen. Basierend auf einem Zitat von William Blake beschäftigt sich die Schau mit der zeitgenössischen Neuinterpretation der Romantik.
In einer zunehmend von Künstlicher Intelligenz geprägten Welt, stellt sich die Frage nach Identität, dem Selbst, grundlegend neu. KünstlerInnen wie Anne Imhof, Isa Genzken, Rachel Rossin oder Mire Lee erforschen das Phänomen einer neuen Autonomie, in einer Utopie der Vereinigung: von ethnischer, sozialer Herkunft, Sexualität, technologischem Fortschritt, spirituellem Erwachen, Religion und Weltanschauung. Nicht verpassen!
Paper Positions jetzt in Tempelhof
Jawoll! Die Paper Position, die kleine Schwester der Positions, landet erstmals ebenfalls in Tempelhof. Gratulation an das Team. Kunst rund ums Medium Papier gibt es in der Haupthalle des ehemaligen Flughafens zu sehen und zu kaufen. 65 Galerien aus 18 Ländern sind dabei. Die Messedirektoren, Heinrich Carstens und Kristian Jarmuschek, sind sich sicher das der Charme eines kleinen wohl kursierten Kunstsalons auch auf 2900 Quadratmetern ihr Publikum verzaubert.
Sehr gespannt bin ich auf die erweiterte
Sonderschau zum Thema Keramik.
Mit der ceramic positions wird erstmals ein weiteres künstlerisches Material in den Mittelpunkt gestellt. Die kuratierte Schau zeigt ausgewählte künstlerische Positionen dieses Mediums und eröffnet einen kontrastreichen Dialog mit den Papierarbeiten im Hauptteil der Messe.
Fahrbereitschaft
Einer meiner Lieblingsworte in Berlin. Schon x-mal ist die Fahrbereitschaft (Herzbergstraße 40–43 10365 Berlin, immer Sonntags ab 14 Uhr geöffnet) hier im hier im Blog aufgetaucht. Und auch dieses Mal empfehle ich die Fahrt nach Lichtenberg. Der Sammler und Fahrbereitschafts-Besitzer Axel Haubrok hat gemeinsam mit dem Künstler Sam Durant diese großartige Schau Consider Listeneing“ kuratiert.
Die Themen sind Kunstfreiheit, Ökologie, ökonomische Zwänge, Rassismus und andere formen der Diskriminierung. Klingt komplex, ist erhellend, es lohnt sich genau hinzuschauen und Ambivalenzen zuzulassen.
Allein schon der zum größten Teil erhaltene Gewerbehof mit Gebäuden aus den 50er Jahren ist den Besuch wert. Der Ort atmet deutsch-deutsche Geschichte: vor dem Fall der Mauer war er der Dreh- und Angelpunkt der Abteilung Transport des Zentralkomitees der SED. Nach einem Besuch auf dem Gelände gehe ich immer auf eine vietnamesische Nudelsuppe in eines der Restaurants im Dong Xuan Center schräg gegenüber.
Ruinart Champagner Bar
Das älteste Champagnerhaus der Welt arbeitet regelmäßig mit Kunstschaffenden für ihre Ruinart Champagne & Art Bar. Dieses Mal hat sich Julian Charrière für die Reihe Conversations with Nature in die französische Champagne begeben. Seine dort entstandenen Photolithograhien hat er mit Pigmenten aus lokalem Sandstein und zerkleinerten Korallen eingefärbt. Die erinnern an das Lutetische Meer, das die Champagne im Anthropozän vor 45 Millionen Jahren bedeckte. Ich werde mal auf ein Gläschen vorbei schauen.
Palais Populaire, Unter den Linden 5, 10117 Berlin – täglich von 13 bis 21 Uhr
Eine weitere Bar mit Kunst zum GWB gibt es im Westen in der Schlüterstraße 33. Dort lädt der Fotograf Stefan Heyne zu Light & Liquids. Vom 2. bis 4. Mai ab 18 Uhr bei Ho Lee Fook.
Die Arbeit von Tony Cokes vorm Palais Polpulaire gehört nicht zur Ruinart Champagner Bar…es ist aber auch schön in dem Café des Museums zu sitzen und die grünen Bäume zu genießen.
Neues Museum
Das Neue Museum hat ein unbeschreiblich schönes Treppenhaus,. Es ist die perfekte Verbindung von historischer Architektur und moderner Gestaltung. Zerstört im Zweiten Weltkrieg wurde es lange Jahre nach der Wende von David Chipperfield wieder aufgebaut und 2009 schließlich eröffnet.Die monumentale Treppenhalle wurde dabei in ihrer architektonischen Konzeption wiederhergestellt, auf die Rekonstruktion der ehemaligen Wandmalerei wurde bewusst verzichtet wurde, um die Geschichte des Hauses erkennbar zu lassen.
Jetzt trifft zeitgenössische Malerei auf diesen gewaltigen Raum. Der in Berlin lebende Maler Michael Müller ist mit seiner raumfüllenden Intervention „Diskursen – Der geschenkte Tag“ in den Dialog gegangen. Es geht um
Zeit, Sterblichkeit sowie die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.
Der Künstler hält die immer wiederkehrenden 24 Stunden der die Welt durchwandelnden Brüder in bildgewaltiger Form fest: vom hellen Tag auf dem Olymp steigen beide in die Düsternis des Waldes hinab. Das Besondere an diesem Kunstwerk ist, dass der Künstler jeden Abschnitt in der entsprechenden Tages- bzw. Nachtstunde gemalt und damit die sich immer wiederholende Reise selbst intensiv durchlebt hat.
Kleiner Tipp: Erste Treppe hoch und dann gleich rechts gehen. Am Ende der Räume ist die Nofretete ausgestellt. So unbeschreiblich schön, die Dame. Fotos von ihr sind nicht erlaubt!
Hamburger Bahnhof
Das Beste kommt zum Schluss: embrace von Klára Hosnedlová. Ihre monumentale Installation in der historischen Halle des Hamburger Bahnhof kreist um die Heimat, Utopien und den Alltag in unterschiedlichen politischen Systemen.
Die bis dato größte raumgreifende, skulpturale Szenerie von Hosnedlová entsteht aus bis zu neun Meter hohen Tapisserien, ortspezifischen Objekten, organisch wirkenden Reliefs und Stickereien, an denen sie bis zu einem halben Jahr arbeitet. Die Stickvorlagen bilden Film- und Videoaufnahmen von in Berlin inszenierten performativen Interventionen der Künstlerin. Dazu füllt ein sehr besonderer Sound den Raum, der für sie komponiert wurde. Es sind tschechische Gesänge, Glocken ertönen, Wölfe und ein Rapper erzählt von Liebe.
Ich fühle mich, als ob ich zwischen Zeiten hin und her gleite.
Vergangenheit verschmilzt mit den Feeling eines guten Sci-Fi-Filmes.
Die Eröffnung ist am 1. Mai von 19 bis um 22 Uhr. Es ist sicher phantastisch, diesen weichen Wesen abends zu begegnen und sich in dem eindrücklichen Sound treiben zu lassen. Ich werde embrace sicherlich öfter besuchen.
Gigantische feminine Wesen bevölkern die kühle historische Halle. Unten die Künstlerin mit den beiden Kuratoren Anna-Catharina Gebbers und Sam Bardaouil
3. Last Chance to See
Im Kraftwerk Laure Provoust
Eine wunderbare, immersive Installation hat Laure Prouvost in Kraftwerk geschaffen. In We Felt a Star Dying verbindet sie Video, Sound, Duft, Skulptur und Szenografie. Zunächst muss man ans Ende der Halle gehen und hoffen, dass man einen Platz unter der runden Leinwand ergattert. Spielerisch-experimentell verschebt sie unsere Wahrnehmungen.
Es lohnt sich ein bisschen zu warten. Außerdem gibt es auch links und rechts auf dem Weg durch das postindustrielle Gebäude allerlei zu entdecken.
Wie Tentakel wehen leichte Stoffbänder durch die Halle.
Der Sound lockt an. Die französische Künstlerin hat sich mit dem Quantencomputing auseinander gesetzt. Die Entdeckung der Quantenphysik jährt sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal. Unser Grundverständnis des Universums hat sich seither grundlegend verändert.
Provoust stellt sich die Frage, wie wir die Realität aus der Quantenperspektive erleben können. Ob sich das auflöst, bleibt jedem Besuchenden selbst überlassen.
Ull Hohn imHaus am Waldsee
Oh. Wow. Revisions im Haus am Waldsee ist eine phantastische Ausstellung. Was für eine Entdeckung, ich kannte sein Werk nicht und bin total geflashed. Viel zu jung, mit nur 35 Jahren starb er 35jährig an den Folgen von AIDS. Die Frage, Was hätte Ull Hohn noch alles geschaffen, bleibt, wenn man das kleine Museum verlässt?
1960 in Trier geboren studiert Ull Hohn zunächst an der Udk in Berlin bevor er zu Gerhard Richter an die Düsseldorfer Akademie wechselt. Malerei ist zu der Zeit nicht en vogue, für Hohn ist sie ein materielles Medium.
Er verbindet mit seinen malerischen Techniken persönliche Reflexionen.
Im Haus am Waldsee konnte ich in seine verschiedensten Bildserien eintauchen. Verwischte Landschaften, fast schmerzhaft kitschige Alpensujets a la Bob Ross, reduzierte Penis-Studien und abstrakte Farben. Der Maler macht sich selbst, seine Herkunft, seine Sexualität, seinen Körper und seine Fähigkeiten immer wieder zum Ausgangspunkt seiner Werke.
Übrigens: Für die Süddeutsche Zeitung ist die Ausstellung jetzt schon die beste des Jahres.
Ok! Ich bin nicht sicher, auch weil ich nicht weiß, was ich in diesem Jahr noch so alles an Kunst sehen werde, aber Revisions ist definitiv ein MUST. Berührend und sehr überraschend.
Mit Leidenschaft in die Kunst ist Julianes Credo. Das Empfinden ist dabei subjektiv – das macht es spannend. Kunst ist vielfältig, je mehr man sieht, um so kritischer wird man als Betrachter. Der Spaß Neues zu entdecken, an Grenzen zu stoßen und andere Perspektiven zu beleuchten, befeuert ihren eigenen Enthusiasmus. Nach Werbeakademie und Politikstudium in München hat Juliane ihre journalistische Ausbildung bei verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen wie dem Münchner Merkur und Die Zeit absolviert. Kunst war immer Lieblingsthema. Die Menschen und Geschichten hinter den Kunstwerken, in Galerien oder Institutionen porträtiert sie seit 2019 regelmäßig für n-tv.de. Sie veröffentlicht auch Texte in good life, Kunstforum International und führt in Berliner Galerien gerne mal artist talks. Kunst aus ihrer kleinen "Bubble" zu befreien, Horizonte zu erweitern, und Kunstwerke begreifbar zu machen, ist es, was sie antreibt. Dafür bereitet Juliane alle sechs bis acht Wochen ihre Museums- und Galerien-Tipps für Kochen, Kunst und Ketchup-Blogbesucher frisch auf. Auf Instagram findet ihr sie unter jr.artynotes.