Das Restaurant Lode & Stijn in Berlin Kreuzberg ist zu Recht gerade sehr angesagt, weil …

… hier zwei junge sympathische niederländische Köche einfach wunderbar kochen und dabei keinen Trends nachlaufen, sondern einfach am guten Geschmack interessiert sind. Neugierig auf einen Restaurant-Tipp der sich lohnt?

written by Natali Borsi 28. August 2016

Lode & Stijn – ein Restaurant in Berlin Kreuzberg …

… das den Gaumen kitzelt und die Mundwinkel zucken lässt.

Ich hatte noch kein nervöses Zucken der Mundwinkel und auch keine Idee wer Lode & Stijn sind und was die Beiden in Kreuzberg treiben. Eine Freundin schrieb mir per Whats up:

Liebe Natali, habe gerade in der SZ ein Loblied auf „Lode & Stijn“ gelesen – wollen wir da zusammen hin? Dann können wir Urlaubserlebnisse austauschen ….“

Ich hab zugesagt und dann erst das Loblied über Lode & Stijn der Journalistin und Schriftstellerin Harriet Köhler in der Süddeutschen Zeitung gelesen. Beim Lesen musste ich sehr schmunzeln  und mich habe mich irritiert gefragt ob ich auf die falschen Partiess gehe, denn der Artikel wird wie folgt eingeleitet:

„Über kein Restaurant wird in Berlin gerade so viel geredet wie über das Lode & Stijn. Wer es seit Eröffnung im April noch nicht dorthin geschafft hat, fällt auf Partys durch nervöses Zucken der Mundwinkel auf ….“

Restaurant_Lode&Stijn_Berlin

Lode van Zuylen und Stijn Remi – zwei talentierte niederländische Köche

Namensgeber und Köche im Restaurant sind zwei sehr sympathische, junge, niederländische Köche, die auf unsere Frage, ob das hier dargebotene typische niederländische Küche sei, nur belustigt mit dem Kopf wackelten um letztendlich die Frage zu verneinen. Sie seien viel herumgekommen und probierten viel aus und typisch niederländisch seien nur zwei Gerichte des Menüs. Die kleinen frittierten Bällchen mit dem Namen  „Bitterballen“ und der Gauda der mit Romana Salat zum Rindertatar auf Toast gereicht wird, aber dazu später mehr.  Ansonsten befänden sich viele verschiedene Einflüsse in ihrer Küche.  Dennoch,  irgendwie nordisch geprägt fanden wir das Menü am Ende doch oder sagen wir einfach nordische Cross-Over Küche mit viel Geschmack und erfreulich wenig Schischi. Aber das ist auch ganz unwichtig, denn wie Frau Köhler in ihrer sehr lesenswerten Rezension so schön schreibt:

„Bis vor Kurzem unterschied man Restaurants im Großen und Ganzen nach der Art ihrer Küche: Italienisch, Indisch, Imbiss, Steak, Sushi, Gourmet und so weiter. Das hat sich geändert, seit es das „Hipster-Restaurant“ gibt, eine neue, inzwischen aber viel diskutierte Kategorie, in der erst einmal zweitrangig ist, ob radikal Regionales oder irgendwas mit Ras-el-Hanout auf der Karte steht – entscheidend ist, dass die Köche Vollbart tragen, bereits durch einen Supper Club oder ein Pop-up-Lokal aufgefallen sind und sich voll locker an den Tisch des Gastes hocken, um ihm irgendwas über den Riesling zu erzählen. Man muss an dieser Stelle noch einmal darauf eingehen, denn das Lode & Stijn ist so ein Restaurant, zumindest auf den ersten Blick.“

Ja, die beiden Köche tragen Bart und haben sich natürlich vor der Eröffnung des Lode & Stijn in Berlin Kreuzberg bereits bei den Berlinern, die auf die richtigen Partys gehen, einen Namen mit Supper Club und Pop-up Restaurant gemacht. Aber wir haben nicht über Riesling gesprochen –  ich bin kein Riesling Fan – sondern über das gelungene  Menü, das die Balance schafft Besonderes und Alltägliches in einem zu sein und dabei auf wunderbare unprätentiöse aber nachhaltige Weise den Daumen kitzelt.

Restaurant_Lode&Stijn_Berlin

Zwei Menüs – mehr Auswahl gibt es nicht im Lode & Stijn oder ….

anders ausgedrückt, es wird gegessen was auf den Tisch kommt, titelt der Tagesspiegel in seiner ebenfalls sehr begeisterten Restaurantkritik. Einfach zu essen was auf den Tisch kommt, mag vielleicht nicht jeder, aber im Lode & Stijn muss man sich dafür nur entscheiden ob man 4 oder 6 Gänge essen möchte und einen passenden Wein aussuchen. Für entscheidungsschwache Menschen wie mich wunderbar und da ich fast alles esse auch kein Problem. Wenn man etwas gar nicht mag, darf man bei der Wahl des 4 Gang Menüs (€ 48.-) einen Gang mit einem Gang aus dem 6 Gang Menü (€ 68) tauschen. Möchte man 6 Gänge essen und mag einen Gang nicht, dann ist das halt so. Wir kamen am Ende durch hin- und her getauschte Gänge anstelle der 4 bestellten auf 5 Gänge und das war sehr perfekt, denn dieser wurde uns von Lode – oder war es Stijn? – direkt aus der Pfanne serviert.

Lode & Stijn – ein neues Menü alle vier Wochen

Damit man einen Grund hat einmal im Monat nach Kreuzberg in die Lausitzer Strasse zu fahren, gibt es jeden Monat ein neues Menü. Diese Information fanden wir zwar toll, aber gleichzeitig waren wir schon sehr betrübt, dass wir unseren liebsten Gang nächstes Mal nicht mehr bestellen könnten. Aber dieser Gang hat es geschafft auch weiterhin in beiden Menüs zu bleiben, denn er scheint nicht nur uns sehr begeistert zu haben. Auch Frau Köhler schreibt darüber – ich zitiere sie hier gerne ein weiteres Mal, denn besser kann man dieses Gericht nicht beschreiben:

„Der erste „richtige“ Gang wirkt dann zunächst unspektakulär: Rindertatar auf Brot mit Romanasalat und altem Gouda. Aber dieser Geschmack! Das Brot wurde in der Pfanne gebraten, ist warm, weich und schwer, darauf schmilzt eine dünne Schicht milder Romana-Paste, obendrauf thront das samtige Hackfleisch – diese Schnitte wäre schon eine Delikatesse für sich. Doch der Clou türmt sich in der Extraschüssel. Es ist ja eher selten, dass Salat einen wahren Fressreflex auslöst, aber hier ist der Mix aus Romana, geriebenem Käse, nussigen Leinsamen und aromatisch zwiebelig-cremigem (haben wir ein Adjektiv vergessen?) Dressing so gelungen, dass man sich schon sehr zusammenreißen muss, nicht zu schlingen.“

Restaurant_Lode&Stijn_Berlin

Lode & Stijn – neue Gastronomie oder Hipster Laden?

In der Presse wird gerade versucht Restaurants der Art von Lode & Stijn einer Rubrik zuzuordnen. Der Begriff „Hipster Laden“ wird hier häufig verwendet. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht wirklich was ein Hipster Laden ist. Aber ich weiß, dass ich mich immer wieder beim Besuch gehypter cooler Locations in Berlin sehr über das Essen und oft auch die Preise geärgert habe. Die Herren Lode & Stijn sehen vielleicht ein bisschen aus wie Hipster, das schnörkelose geradlinige Restaurant vielleicht auch. Es ist auf den ersten Blick  funktional und sehr gradlinig dafür mit Gummibaum aber wenig sonstigem Schnickschnack versehen. Ein paar Gräser auf einzelnen Tischen als dezenter Schmuck und eine nicht optimale Akustik, dafür ein schönes Lichtkonzept. Kein Restaurant, das ich wegen des Ambiente unbedingt ausgewählt hätte, aber auf jeden Fall ein Restaurant in das ich wiederkommen werde. Wegen des Essens, wegen des sehr netten Services und wegen zwei sehr charmanten und sehr begabten jungen Männern über die zu Recht gerade viel in Berlin geredet wird …. ich hoffe auch bald auf den Parties zu denen ich eingeladen werde!

Unbedingt hingehen, aber reservieren nicht vergessen:

Lode & Stijn,

Lausitzer Str. 25, Kreuzberg,

Tel. 65 21 45 07,

Dienstag bis Sonnabend von 18 bis 23 Uhr.

Und wenn man als fast letzte Gäste geht, kann man wie wir Glück haben und bekommt noch eines der wunderbaren selbstgebackenen Brote für das Frühstück am nächsten Morgen geschenkt. Das Brot ist aber nicht einfach nur ein Brot sondern so ein Brot, das es kaum noch gibt, außer bei wirklich guten Bäckern. So eine gute Bäckerei in Berlin ist die Bäckerei Sironi in der „Markthalle Neun“ in Berlin und hier hat Lode van Zuylen das Brot Backen gelernt.  Das Brot wird vor den Menüs zu Snacks serviert.

brotübergabe

Menü Lode & Stijn

Brot und Butter
Auswahl von Snacks

4 Gänge      €48
6 Gänge      €68

Die Snacks  waren himmlisch und einer der Snacks bleibt, da überall hoch gelobt in allen Kritiken, auch weiterhin auf der Karte. Dabei handelt es sich um kleine unscheinbare Kügelchen, die außen frittiert und knusprig sind und innen wunderbar zart – eine typisch niederländische Spezialität. Diese sogenannten „Bitterballen“ sind gefüllt mit geschmorten Fleisch und werden auf etwas Mayonnaise serviert und sind, man muss es einfach sagen wie es ist, eine ganz wunderbare kleine Schweinerei. Wir hatten dazu noch einen namenlosen Snack, den ich unbedingt nachkochen muss. Ein Radicchio Salat serviert auf einem Rote Bete Mus mit brauner Butter  – ich bin schon am Experimentieren und hoffe mein Rezept folgt in Kürze.

 

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